„Künstliche Intelligenz beeinflusst fast alles in der Medizin“

Was sind die größten Trends im Gesundheitsmarkt? Und wo liegen die größten Investmentchancen? EXXECNEWS sprach darüber mit Mirko Engels, Geschäftsführer der Apo Asset Management (apoAsset) und Leiter Institutionelle Anleger der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).
EXXECNEWS: Deutschland stärkt die Gesundheitsbranche seit 2015 mit einem eigenen Gesetz – welche Auswirkungen hatte diese Maßnahme bislang? Wie hat sich der Markt verändert?
Mirko Engels: Mit unseren Fonds investieren wir weltweit in Gesundheit, rund zehn Prozent davon investieren wir in Deutschland. Aus dieser globalen Börsen-Perspektive stehen – jenseits der deutschen Gesundheitspolitik – andere Faktoren stärker im Fokus. Dazu gehören etwa die demographische Entwicklung, medizinische und technologische Innovationen, aber auch ökonomische Faktoren wie Geldpolitik und die Geschäftsmodelle der einzelnen Unternehmen. Was das reine Volumen betrifft, sind die Gesundheitsausgaben in Deutschland deutlich gestiegen: Von 344 Milliarden Euro in 2015 auf rund 500 Milliarden Euro in 2022. Das entspricht einem BIP-Anteil von damals 11,3 Prozent und 12,8 Prozent in 2022. (Quelle: Destatis, Stand April 2024). Das liegt über dem EU-Durchschnitt, aber deutlich unter dem BIP-Anteil in den USA, dem weltweit größten Gesundheitsmarkt. Wir erwarten hier langfristig weiter signifikantes Wachstum.
EXXECNEWS: Inwieweit ist Künstliche Intelligenz im Gesundheitsmarkt bereits zu einem konkreten Investmentthema geworden? In den vergangenen Monaten dominierte eher die Tech-Branche die Aktienmärkte…
Engels: Künstliche Intelligenz beeinflusst potenziell fast alles in der Medizin, von der Medikamenten-Entwicklung über die Diagnostik bis zur Medizintechnik, von Operationsrobotern bis zum Klinik- und Praxismanagement. Das findet sich auch in unseren Fonds wieder. Ein Beispiel ist die Entwicklung neuer Medikamente: Analysen, die früher Jahre dauerten, sind jetzt in wenigen Tagen möglich. Bereits in der Grundlagenforschung lassen sich mit KI bislang unbekannte Therapie-Ansätze entdecken. Auch in der klinischen Erprobungsphase, wenn es um Verträglichkeit und Wirksamkeit geht, lässt sich damit vieles verbessern. Das bedeutet schnellere Fortschritte, geringere Kosten und effizientere klinische Tests. Ein anderes Beispiel von vielen ist die KI in der Medizintechnik, zum Beispiel bei lernenden Prothesen und die Auswertung von MRT-Aufnahmen. OP-Roboter können mithilfe von KI Gewebe und Anatomie in Echtzeit visualisieren und den optimalen Pfad für Eingriffe planen.
EXXECNEWS: In welchem Bereich ergeben sich die größten Investmentchancen für Anleger?
Engels: Wir sehen Investmentchancen in allen Sektoren des Gesundheitsmarkts, sei es bei Pharma, in der Biotechnologie, Medizintechnik, bei Dienstleistungen oder in der digitalen Medizin. Entscheidend sind die langfristigen Perspektiven dieses Megatrends und die Frage, welche Unternehmen sich hier am besten entwickeln können. Das reicht von großen etablieren Unternehmen bis zu kleinen Herausforderern, sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern. Als Fondsmanager gehen wir dabei bewusst benchmarkunabhängig vor, um die Chancen dieser Vielfalt voll nutzen zu können.
Die Apo Asset Management GmbH ist eine Fondsanlagegesellschaft mit den Schwerpunkten Gesundheit und Multi Asset. Sie wurde 1999 gegründet und verwaltet zusammen mit beteiligten Unternehmen ein Anlagevermögen von rund vier Milliarden Euro (Stand: 31. März 2024). Das Unternehmen verfügt über ein Netzwerk für Gesundheits-Investments. Dazu gehören neben dem eigenen Fondsmanagement-Team auch die Beteiligung an der Medical Strategy GmbH, ein wissenschaftlicher Beirat sowie die Gesellschafter Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG (apoBank) und Deutsche Ärzteversicherung AG.

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