Wie Banken die nächste Anleger-Generation gewinnen

„Kryptowährungen und CBDCs werden die Finanzwelt massiv beeinflussen“
„In zehn Jahren werden die Banken ihre Geschäftsabläufe möglicherweise vollständig umgestalten“
Die Anforderungen an Vermögensverwalter steigen: Sie stehen vor der Herausforderung, mit den wachsenden Ansprüchen der jüngeren Generation unter anderem bei der Digitalisierung Schritt zu halten. DFPA sprach mit Karl im Brahm, CEO für die DACH-Region von Objectway, über diese Herausforderungen. Das Unternehmen bietet Vermögens-, Bank- und Asset-Management-Lösungen und verwaltet über eine Billion Euro an Vermögenswerten.
DFPA: Wie haben sich die Erwartungen der Bankkunden in den vergangenen Jahren verändert?
Karl im Brahm: Bankkunden, besonders im wachsenden Affluent-Segment (wohlhabende Mittelschicht), erwarten zunehmend maßgeschneiderte und personalisierte Finanzlösungen. Sie wünschen sich nicht nur standardisierte Produkte, sondern individuelle Beratung und Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer persönlichen Ziele. Die Anforderungen gehen über klassische Finanzprodukte hinaus und umfassen auch Hilfe bei der Budgetierung, Ausgabenverfolgung, Zielsetzung und langfristigen Vermögensaufbau. Die Kunden von heute möchten aktive Partner bei ihrer finanziellen Planung, nicht nur Finanzdienstleister.
DFPA: Welche digitalen Services sind heute unverzichtbar für Banken?
Karl im Brahm: Digitale Services wie interaktive Tools zur Finanzplanung, kontinuierliche Handlungsempfehlungen, Statusupdates, klare Berichterstattung und die Integration von Finanzbildung sind heute entscheidend. Banken müssen digitale Plattformen nutzen, um ihre Kunden aktiv in ihre finanziellen Angelegenheiten einzubeziehen und ihnen maßgeschneiderte Lösungen zu bieten. Die Digitalisierung hilft auch, den Übergang zu einem „Engagement Banking“ zu vollziehen, bei dem Finanzinstitute ihre Kunden proaktiv unterstützen.
DFPA:: Glauben Sie, dass Kryptowährungen oder digitale Zentralbankwährungen schnell eine größere Rolle spielen werden?
Karl im Brahm: Es lässt sich annehmen, dass die fortschreitende Digitalisierung und das Aufkommen neuer Finanzprodukte auch solche Innovationen beeinflussen könnten. Die Banken der Zukunft müssen flexibel und offen für solche Veränderungen sein, um mit neuen Trends Schritt zu halten und innovative Lösungen anzubieten. Kryptowährungen haben als alternative Anlageklasse an Zugkraft gewonnen, und die Akzeptanz bei institutionellen Anlegern steigt stetig. Auch wenn Volatilität und regulatorische Unsicherheit bestehen bleiben, sehen wir eine wachsende Nachfrage von Anlegern, die ihre Portfolios mit digitalen Vermögenswerten diversifizieren wollen. Regierungen und Zentralbanken erforschen aktiv deren Einsatz, um die Effizienz des Zahlungsverkehrs, die finanzielle Inklusion und die Wirksamkeit der Geldpolitik zu verbessern. Für die Vermögensverwaltung könnten die Auswirkungen tiefgreifend sein - von schnelleren Abwicklungen bis hin zu neuen Formen der digitalen Vermögensaufbewahrung.
Wir beobachten diese Entwicklungen genau und stellen sicher, dass unsere Lösungen an das sich entwickelnde digitale Finanzsystem angepasst werden können. Der Schlüssel für Wealth Manager wird darin liegen, ein Gleichgewicht zwischen Innovation, Compliance und Risikomanagement zu finden und sicherzustellen, dass sie ihren Kunden in diesem sich schnell verändernden Umfeld sowohl Sicherheit als auch Chancen bieten können.
Kryptowährungen und CBDCs werden die Finanzwelt also massiv beeinflussen. Während Kryptowährungen weiterhin als Investment und Alternative zu traditionellen Finanzprodukten wachsen, werden digitale Zentralbankwährungen den Zahlungsverkehr neu definieren. Banken stehen vor der Herausforderung, ihre Rolle in dieser digitalen Zukunft neu zu definieren – entweder als Innovationsführer oder als regulierte Infrastrukturbetreiber.
DFPA: Wie wichtig ist die Personalisierung von Bankdienstleistungen speziell für junge Kunden?
Karl im Brahm: Personalisierung ist besonders für junge Kunden wichtig, da sie zunehmend nach maßgeschneiderten Lösungen suchen. Junge Anleger, die oft digital affin sind, wollen nicht nur einfache Finanzprodukte, sondern proaktive Beratung und Unterstützung bei der Finanzbildung und Vermögensplanung. Diese Generation erwartet von ihrer Bank, dass sie als aktiver Partner beim Aufbau von Wohlstand agiert und ihnen kontinuierlich passende Lösungen bietet.
DFPA: Wie sehen Sie die Bankbranche in zehn Jahren? Was wird sich Ihrer Meinung nach langfristig verändern?
Karl im Brahm: In zehn Jahren werden die Banken ihre Geschäftsabläufe möglicherweise vollständig umgestalten - mit dem Ziel, ein hyperpersonalisiertes Bankerlebnis zu bieten, das Kundenbedürfnisse antizipiert, Loyalität aufbaut und langfristiges Wachstum fördert.
Wir können davon ausgehen, dass generative KI das Bankwesen erheblich umgestalten wird, indem sie Finanzdienstleistungen zugänglicher und personalisierter macht - von einem produktzentrierten zu einem kundenzentrierten Ansatz. Im Zuge des digitalen Fortschritts werden die Banken in der Lage sein, umfassendere, proaktivere und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten und das digitale Erlebnis persönlicher und ansprechender zu gestalten.
Banken werden zunehmend modulare Architekturen übernehmen, die eine schnelle Skalierbarkeit und Flexibilität der Dienste ermöglichen. Größe wird wahrscheinlich zu einem immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor werden. Größere Finanzinstitute könnten Technologie, Effizienz und globale Reichweite nutzen, um ihre Marktposition zu stärken, wodurch sich die Kluft zwischen ihnen und kleineren Akteuren vergrößern könnte.
Die Bank von morgen wird technologisch getrieben, nahtlos integriert und datenbasiert personalisiert sein. Der Kunde erwartet eine intuitive, schnelle und sichere Erfahrung, unabhängig davon, ob sie von einer klassischen Bank, einem Tech-Unternehmen oder einem FinTech bereitgestellt wird.

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