Wir adressieren einige der größten Nachhaltigkeitsherausforderungen weltweit

Die Asset-Management-Einheiten von Versicherungskonzernen entwickeln ihr Geschäft unter besonderen Bedingungen. Eine große Bedeutung hat die Geschäftsphilosophie der Muttergesellschaften. Das hat Einfluss auf die Risikoaffinität, die Allokation von Assetklassen und auch auf die Transformation der Prozesse in Richtung nachhaltiges und/oder wirkungsorientiertes Portfoliomanagement. Darüber hat Hans-Jürgen Dannheisig, Co-Herausgeber von EXXECNEWS INSTITUTIONAL, mit Jonathan Dean, Head of Impact Investing bei AXA Investment Managers in London, gesprochen.

Jonathan Dean
Jonathan Dean

ENI: Zu Beginn eine persönliche Frage: Welche Bedeutung hat das wachsende Verständnis von Nachhaltigkeit für Sie persönlich und in ihrer Karriere?

Dean: Meine erste Begegnung mit dem Thema Nachhaltigkeit ergab sich, als ich einige Studien für ein Forschungsprojekt für nachhaltige Entwicklung durchführte. Viele Jahre später sehe ich nun, dass sich dasselbe Prinzip in meiner Karriere als Asset Manager manifestiert. Dies sind zwei Wege, die sich traditionell nie überschnitten hätten. Hier zeigt sich die Wichtigkeit, die Nachhaltigkeit in unserem Leben eingenommen hat, sowohl in beruflichen als auch privaten Belangen. Nachhaltigkeitsthemen haben sich ausgeweitet und beeinflussen nun zum Beispiel unsere Entscheidungen als Konsument; wie wir unsere Kinder erziehen und in meinem beruflichen Fall, wie Investment-Entscheidungen getroffen werden.

ENI: Was sind spezielle Herausforderungen und Treiber für Asset Manager in einem Versicherungsunternehmen in Bezug auf die Entwicklung des Impact Investing?

Dean: Impact-Investing-Strategien sind besonders wichtig für Asset Owner, wie zum Beispiel ein Versicherungsunternehmen. Sie können ein bedeutendes Instrument sein, die Vermögenswerte und deren Erträge so zu justieren, dass positive Ergebnisse für die Gesellschaft und die Umwelt erzielt werden. Am Anfang steht das Risikomanagement, um sicherzustellen, dass ESG-Risiken und der Nachhaltigkeitsaspekt im Portfoliomanagement berücksichtigt werden. Impact Investing geht aber einen Schritt weiter und identifiziert Probleme, die die Gesellschaft oder die Umwelt betreffen, und investiert in Lösungen, die diese Probleme behandeln.

Die passende Ausrichtung zwischen dem Asset Owner und dem Asset Manager zu finden, ist extrem wichtig bei der Gestaltung und Auflage eines Impact-Investing-Programms. Einige der wesentlichen Bereiche für eine Zusammenarbeit sind:

  • Investitionen in Lösungen von Problemen durch Impact-Investing-Strategien kann für einen Asset Owner wie eine Versicherung das Risiko in ihrem Kerngeschäft minimieren.
  • Weitreichende Impact-Investing-Programme sind sehr sichtbar und zeigen den Investoren (Stakeholder) damit deutlich, welche Werte und Ziele ein Asset Owner und Asset Manager verfolgt.
  • Wenn die ersten beiden Punkte erreicht werden können und gleichzeitig marktübliche Erträge auf das investierte Kapital erzielt werden, dann ist Impact Investing sicherlich ein wichtiger Bestandteil in jeder Portfolioallokation.

ENI: Wie haben Sie ihre „Reise“ hin zu einem systematischen Prozess bei AXA IM Alts gestartet und wie weit sind Sie heute?

Dean: AXA IM Alts übergeordnete Impact-Mission ist es, das zu stärken, was wir wertschätzen – den Planeten, auf dem wir leben und die Menschen. Mit unseren Impact-Investing-Aktivitäten zielen wir darauf ab, die Ansprüche und Bedürfnisse weniger gut versorgter Menschen anzugehen, indem wir einen Zugang zu essentiellen Gütern und Dienstleistungen herstellen und die Umwelt schützen, in denen die Gemeinschaften leben und ihren Lebensunterhalt verdienen.

Wir werden in wirtschaftliche, skalierbare Lösungen investieren, die darauf abzielen, den Zugang auszubauen, Kosten zu senken, die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden von weniger gut versorgten Leistungsempfängern in Bezug auf diese kritischen Grundbedürfnisse zu verbessern. Unsere Investitionen werden auch für Technologien und andere Innovationen verwendet, um so einen besseren Zugang zu Grundbedürfnissen und essenziellen Dienstleistungen zu ermöglichen. Ab jetzt beginnen wir mit der Implementierung unserer Investmentstrategie, um diese mit unserer Mission und unserer Impact-Strategien in Einklang zu bringen, indem wir uns auf spezielle Themen fokussieren. Mittels unserer vier Strategien sprechen wir unterversorgte Bereiche des Marktes an und stärken aufstrebende Wirtschaftssysteme durch daran angepasste Investments. Aufbauend auf eine zehnjährige Erfahrung im Bereich Impact Investing bei AXA IM Alts, hat sich die Strategie auf alle Aspekte des Impact Investing, unter Beachtung der UN SDGs und den dazugehörigen Zielen und Indikatoren, ausgeweitet.

ENI: Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung einer Impact Strategie?

Dean: Als Impact-Investoren adressieren wir einige der größten Nachhaltigkeitsherausforderungen weltweit. Diese beinhalten zum Beispiel den Klimawandel, Biodiversität sowie sozio-ökonomische Ungleichheit, um nur einige zu erwähnen. Vieles unserer Arbeit fokussiert sich auf unterversorgte Emerging Markets, welche zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen können, wie zum Beispiel die Datenqualität, logistische Hürden, lokale Währungsschwankungen und geopolitische Spannungen.

Als aktiver Manager haben wir einen strategischen Ansatz, um diese Herausforderungen zu adressieren, welche wiederum Investment-Gelegenheiten bieten und positiven sozialen Einfluss auf diese Märkte haben. Indem wir diesen Herausforderungen von heute und morgen begegnen, glauben wir, dass langfristig ein Wert für all unsere Interessensgruppen geschaffen wird und wir beginnen bereits heute, diese Ansprüche in Aktionen zu transformieren.

Jede Impact Strategie von AXA IM Alts integriert nachfolgende ESG-Faktoren bei Investitionen:

  • Das investierbare Anlageuniversum durch negatives Screening definieren: Unsere Sektor-Ausschlussliste beinhaltet Kohle, Teer, Palmöl, Munition und UN Global Compact Kontroversen
  • Wir beurteilen Nachhaltigkeitsrisiken bei unseren derzeitigen und zukünftigen Investments sorgfältig, indem wir unsere eigens entwickelte ESG-Bewertungsmethode nutzen.
  • ESG-Performanceziele werden in die jährlichen Businesspläne integriert.

ENI: Welche Rolle spielt Impact Investing im Zusammenhang mit nachhaltigem Investieren im weiteren Sinne?

Dean: Unter unserem breiten ESG-Schirm spielt das Impact Investing eine entscheidende Rolle. Durch unsere Impact-Investing-Strategien quantifizieren wir den direkten positiven Einfluss, den unsere Investments auf weniger gut versorgte Gesellschaften haben. Das erlaubt uns außerdem die Lücken in unseren Fokussegmenten zu ermitteln, um sicherzustellen, dass wir unsere Impact-Ziele erreichen und mit den ESG-Initiativen am Markt im Einklang sind.

ENI: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?

Dean: Durch unsere vier Strategien haben wir eine große Bandbreite laufender Impact-Projekte. Im April 2020 haben wir unsere vierte Impact-Strategie lanciert, die sich auf Gesundheit fokussiert. Der erste Meilenstein dieser Strategie war eine Partnerschaft mit Global Health International Advisors (GHIA). Diese strategische Partnerschaft zielt darauf ab, Zugang zu innovativen und qualitativen Gesundheitsversorgungslösungen der unteren und mittleren Einkommensgruppen in Entwicklungsländern zu verbessern, um bessere Gesundheitsresultate zu erzielen. Dabei wird in eine Reihe von Unternehmen und Projekten investiert, die sich auf Arzneimittel, Impfstoffe, medizinische Ausstattung, MedTech, digitale Gesundheit und medizinische Liefermodelle fokussieren.

Ein weiteres erfolgreiches Projekt, in das wir investiert haben, ist eine 13,9 Millionen US-Dollar Serie-C-Runde für einen in den USA ansässigen medizinischen Geräteentwickler, Alydia Health, der sich auf nachgeburtliche Blutungsgefahr fokussiert. Alydia entwickelt eine hochmoderne In-utero-Apperatur, um die Kontraktion der Gebärmutter zu erleichtern und dadurch die Blutung nach der Geburt zu stoppen. Mit diesem Investment arbeiten wir daran, die Gesundheit der Mutter zu verbessern, die globale Sterberate bei Müttern zu senken und die Nutzung der Geräte in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen auszuweiten. Dieses Projekt zielt außerdem darauf ab, alle Frauen und Mädchen dabei zu unterstützen, die Geschlechtergleichheitsbehandlung fortzuführen.

ENI: Wie lauten die Pläne für dieses und die kommenden Jahre in Bezug auf weitere Entwicklungen von nachhaltigen/impact-fokus- sierten Angeboten für externe und interne Kunden?

Dean: Heute fokussieren wir uns auf die Verwaltung unserer bestehenden Portfolios, um sowohl die finanzielle als auch die Impact-Performance unserer Unternehmen und Projekte zu optimieren. Außerdem sind wir engagiert, wertschaffende Praktiken bei AXA IM Alts und der AXA Gruppe zu schaffen, um strategische Einblicke zu ermöglichen und spezielle Initiativen unseres Portfolios, insbesondere zum Thema Klimawandel, Gesundheit und finanzieller Inklusion, zu unterstützen.

Wir beurteilen fortlaufend die Anlagemöglichkeiten und die Entwicklung von Sektoren, die im Fokus unserer sozialen oder umweltbezogenen Impact-Strategien stehen. Wir erwarten die Fortführung der Produktentwicklung in diesem Bereich, da die Dringlichkeit zu handeln und ausbaufähige Lösungen für den Klimawandel und den Abbau von sozialen Ungerechtigkeiten zu finden, weiter ansteigt.

Jonathan Dean ist Head of Impact Investing bei AXA Investment Managers (AXA IM) in London. Der Asset Manager AXA IM ist Teil des AXA-Konzern und verwaltet mit über 2.400 Mitarbeitern ein Vermögen in Höhe von 866 Milliarden Euro, davon 568 Milliarden Euro mit ESG-Integration.

www.axa-im.com

Das Interview ist zuerst erschienen in EXXECNEWS INSTITUTIONAL Ausgabe 08/2021.

www.exxecnews.de

Die englische Originalfassung des Interviews finden Sie hier bei DFPA.

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