Wir mögen weiterhin die Fundamentaldaten des Marktes
Die Volatilität ist in den vergangenen Tagen an die Aktienmärke zurückgekehrt, insbesondere an den US-Markt. Angesichts der jüngsten Kursschwankungen stellt sich die Frage, ob es sich dabei um eine Korrektur im Bullenmarkt handelt oder um einen Einstieg in einen Bärenmarkt. Thorsten Becker, Portfoliomanager für US- und globale Aktien beim britischen Asset Manager J O Hambro Capital Management, kommentiert die Entwicklung wie folgt.
DFPA: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation? Handelt es sich um eine Korrektur oder einen Absturz? Welche Stimmung herrscht in den USA?
Becker: Grundsätzlich ist der US-Markt stark: Unternehmen melden solide Gewinne, die Schätzungen für 2018 und 2019 steigen aufgrund von schnellerem Wachstum und niedrigeren Steuern, Investitionsaufwendungen steigen und das Verbrauchervertrauen ist aufgrund niedriger Steuern und Arbeitslosigkeit hoch. Während sich die Bewegungen auf dem Markt zwar dramatisch anfühlen, haben wir lediglich die Gewinne der letzten fünf Wochen gelöscht. Ich sehe keine echte Panikmache seitens der Anleger.
Ich sehe jedoch ein paar technische Faktoren. Bestimmte Volatilitätsstrategien und ETF, die den VIX-Index verwenden, mussten den Handel einstellen oder ihre Produkte abbrechen. Es besteht die Befürchtung, dass Strategien, die stark auf niedrige Volatilität, Risikoparitätsfonds und viele Hebelwetten auf den VIX setzen, gezwungen sein könnten, ihre Anlagen aufzulösen, was eine weitere Schwäche auslöst.
Die Schärfe der Intraday-Bewegungen in den großen Indizes am Montag deutet darauf hin, dass der automatische Handel für einen großen Teil der Bewegungen verantwortlich ist. Fazit: Wir mögen weiterhin die Fundamentaldaten des Marktes und nach einem starken Jahr 2017 wäre eine Korrektur tatsächlich gesund, aber technische Faktoren könnten zu einer weiteren kurzfristigen Schwächung führen.
DFPA: Wie reagieren Sie auf die aktuelle Situation in Ihrem Portfolio? Welche Segmente sind besonders gefährdet?
Becker: Normalerweise versuchen wir, unsere bevorzugten langfristigen Aktien zu nehmen, wenn sich auf dem Markt Chancen ergeben. Wenn es weit verbreitete Verkäufe gibt, konzentrieren wir uns auf unsere besten Ideen. Der erste Auslöser für die Schwäche am Freitag waren die kräftigen Lohnzuwächse in den USA, die Befürchtungen aufkommen ließen, dass die Fed ihr Zinserhöhungsprogramm beschleunigen würde. Wir warnen schon seit einiger Zeit davor und meiden Bond-Proxies am Aktienmarkt, wie regulierte Versorger oder die meisten REITs.
DFPA: Wie sind die weiteren Aussichten?
Becker: Während eine weitere Schwächung durchaus möglich ist, erscheint dies angesichts der soliden Fundamentaldaten eher als Kaufgelegenheit. Wir bleiben bei den größten Aktien mit dem höchsten Momentum auf dem Markt vorsichtig und bevorzugen weiterhin US-Namen mit verbesserten Marktpositionen, starkem Management und soliden Bilanzen.