Analyse: Privates Kapital fließt konstant in Immobilien – aber nicht immer sichtbar
Private Investoren haben die Zinswende und das teils turbulente Marktumfeld der vergangenen Jahre genutzt und konstant weiterinvestiert, während das Gesamttransaktionsvolumen des Immobilienmarkts seit Beginn 2022 deutlich zurückging. So waren sie im abgelaufenen Jahr für mindestens fünf Prozent des Gesamttransaktionsvolumens von knapp 31 Milliarden Euro verantwortlich, so meldet der Immobiliendienstleister JLL.
Zwischen 2014 und 2023 waren es im Schnitt rund zwei Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf sind private Investoren mit zehn Prozent beziehungsweise rund 1,5 Milliarden Euro bei einem Gesamtvolumen von 15,7 Milliarden Euro zum Halbjahr noch präsenter. Allerdings ist dies eine Momentaufnahme und der Trend dürfte sich wieder in die andere Richtung bewegen.
Rüdiger Herrmann, bei JLL in Deutschland auf Private Capital spezialisiert, sagt: „Private Investoren sind eine vergleichsweise konstant investierende Akteursgruppe. Insbesondere dann, wenn sich die Institutionellen aufgrund von Zinsanhebungen oder schleppenden Kreditvergaben zurückhalten, steigen ihre Marktanteile und sie werden sichtbarer. Der hohe Anteil im bisherigen Jahresverlauf markiert voraussichtlich einen Wendepunkt: Zum einen investieren Institutionelle derzeit noch verhalten, zum anderen ist mit dem Verkauf der Fünf Höfe in München an das Family-Office Athos der Hexal-Gründer Strüngmann ein absoluter Ausnahmeabschluss gelungen. Mittelfristig wird die institutionelle Konkurrenz aber wieder deutlich stärker werden und der Anteil privater Investoren prozentual zurückgehen, obwohl er absolut konstant bleibt.“ So eine Situation war beispielsweise in der Hochphase des Marktes 2021 zu erkennen, als privates Kapital bei einem Gesamtvolumen von 111 Milliarden Euro nur auf ein Prozent Marktanteil kam.
Von wenigen Ausreißern abgesehen haben private Investoren in den vergangenen Jahren zwischen einer und 1,5 Milliarden Euro pro Jahr in Immobilien investiert – den Löwenanteil direkt, einen geringeren Anteil indirekt über Asset- und Fondsmanager sowie andere Zwischenstellen. Vor allem Büroimmobilien stehen auf den Einkaufslisten der Family-Offices und privaten Investoren: Seit 2014 hatten sie fast immer den höchsten oder zumindest zweithöchsten Anteil am investierten Volumen. Der Höhepunkt wurde 2019 erreicht, als rund 75 Prozent von insgesamt 3,9 Milliarden Euro in Büroobjekte flossen. Im Schnitt der vergangenen Dekade wurde ein Drittel in Büros investiert, Living folgt mit knapp 26 Prozent vor Einzelhandel mit 14 Prozent und Hotels mit neun Prozent.
Ebenso zeigt die JLL-Datenauswertung, dass private Investoren ihr Risiko limitieren wollen. So wurden in der vergangenen Dekade im Schnitt 41 Prozent des Kapitals in die Risikoklasse Core investiert. Core-plus folgt mit 32 Prozent vor Value-add mit 18 Prozent. (DFPA/mb1)
Jones Lang Lasalle Incorporated ist ein international tätiges Dienstleistungs-, Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobiliensektor mit Sitz in Chicago. Das Unternehmen bietet unter der Marke JLL in mehr als 80 Ländern Dienstleistungen für Eigentümer, Nutzer und Investoren an.