Bericht: Entwicklung der Massengutschifffahrt ist verlässlicher Indikator für den Stand der Weltwirtschaft
Verglichen mit der ersten Hälfte der vergangenen zwölf Jahre, als im Durchschnitt jährlich mehr als 400 Schiffe mit einer durchschnittlichen Gesamttragfähigkeit von 26,5 Millionen tons deadweight (tdw) abgewrackt wurden, sind die 91 Einheiten mit einer Tragfähigkeit von 5,1 Millionen tdw, die im Jahr 2023 den Weg zu den Abwrackwerften fanden, nur etwas mehr als 20 Prozent. Dies führt ein Bericht des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) an.
Dennoch war in diesem Segment ein Anstieg der Abwrackungen um 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Auffällig sei, dass insgesamt zwei Drittel der Tonnage aus den Größenklassen Handymax (22 Prozent) und Panamax (44 Prozent) stammen.
Dennoch wuchs die Massengutfrachterflotte zwischen Januar 2023 und Januar 2024 um 3,1 Prozent, was vor allem auf den rasanten Anstieg der Ablieferungen zur Flotte zurückzuführen ist. Im vergangenen Jahr wurden 461 neue Schiffe (33,6 Millionen tdw) in Dienst gestellt, was einem Anstieg der Ablieferungen um fast elf Prozent entspricht.
Die Entwicklung des Seehandels mit trockenen Massengütern ist laut ISL ein verlässlicher Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft. Während das Transportvolumen von Erzen, Kohle und Getreide im Jahr 2022 um insgesamt 2,8 Prozent auf 5,3 Milliarden Tonnen zurückging, wird für 2023 - auch aufgrund der wirtschaftlichen Erholung in der Volksrepublik China und anderen wichtigen Märkten - wieder ein deutlicher Anstieg des Transportvolumens um rund 3,9 Prozent erwartet, der sich aber nach Expertenmeinung im Folgejahr mehr als halbieren und nur noch rund 1,2 Prozent erreichen wird.
Der Markt für Trockenmassengut-Charter hat seit dem Tiefpunkt im Januar 2023 einen Aufschwung erlebt. Der Anstieg wurde insbesondere durch ein massives Wachstum der Capesize-Schiffe getrieben, die in der Regel 150.000-Tonnen-Ladungen wie Eisenerz, Bauxit und Kohle transportieren. Infolgedessen stieg der Baltic Exchange Capesize Index im März dieses Jahres auf 2014 Punkte, was eine Verdoppelung gegenüber Februar 2023 bedeutet. China, der größte Importeur, meldete im ersten Quartal 2024 einen Anstieg der Importe um 16,9 Prozent auf enorme 83,36 Millionen Tonnen. Ein großer Teil der Importe kommt aus der Mongolei und Russland und wird nicht auf dem Seeweg transportiert. Offiziellen Berichten zufolge seien auch die inländischen Produktionszahlen leicht gesunken. Ab 2024 rechnet die IEA jedoch mittelfristig mit einer Abschwächung der Importnachfrage, vor allem wegen des verstärkten Umstiegs auf erneuerbare Energiequellen. Die IEA schätzt, dass die Kohleimporte in den drei Jahren bis 2025 um 6,0 Prozent gegenüber 2022 zurückgehen werden. Für 2024 wird mit einem leichten Anstieg der Getreidemengen gerechnet. (DFPA/mb1)
Das Institut für Schiffahrtsforschung (ISL) wurde am 30. März 1954 als Institut für Schiffahrtsforschung in der Rechtsform einer gemeinnützigen Stiftung privaten Rechts mit dem Zweck, wissenschaftliche Schifffahrtsforschung zu betreiben und zu fördern, gegründet. Seine Ursprünge liegen in der Stiftung zur Förderung der Errichtung einer Internationalen Universität in Bremen, die im Juni 1948 durch den Senat der Freien Hansestadt Bremen ins Leben gerufen wurde.