Ein Jahr Dax 40 - Berenberg zieht ein erstes Fazit nach einem turbulenten Börsenjahr
Im September 2021 hat sich die deutsche Aktienindexlandschaft verändert: Der Leitindex Dax wuchs auf 40 Mitglieder, der MDax schrumpfte um zehn auf 50 Werte. Doch auch das Marktumfeld hat sich seitdem stark gewandelt, es belasten Themen wie der Ukraine-Krieg, eine beschleunigte Inflationsdynamik und der rasche Anstieg der Realzinsen. Ein erstes Fazit zur Dax-Erweiterung im aktuellen Marktumfeld von Andreas Strobl, Leiter deutsche Aktien im Wealth & Asset Management von Berenberg.
„Seit dem 20. September 2021 sind Airbus, Brenntag, HelloFresh, Porsche, Puma, Qiagen, Sartorius, Siemens Healthineers, Symrise und Zalando durch die Erweiterung in den Dax aufgestiegen. Knapp ein Jahr später sind alle zehn Titel weiterhin im deutschen Leitindex anzutreffen, jedoch mit einem durchwachsenen Bild hinsichtlich ihrer Kursentwicklung“, so Strobl. Qiagen ist als weltweit führender Entwickler von innovativen Technologien für molekularbiologischen Tests der einzige Neuling mit einer positiven Kursentwicklung. Die anderen Titel zeigten eine eher enttäuschende Entwicklung.Das liege weniger an ihrem Aufstieg in den Leitindex. Vielmehr sind die Verluste dem aktuellen Marktumfeld geschuldet.
Allgemein zählen Privatinvestoren zu einer wichtigen Investorengruppen im Dax. Allerdings ist 2021 ihr Anteil um drei Prozentpunkte auf 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft. Vermutlich beruht dies darauf, dass Unternehmen mit einem relativ geringen Streubesitz aufgenommen wurden. So befinden sich beispielsweise beim Dax-Neuling Sartorius noch 55 Prozent aller Stammaktien im Familienbesitz und nur knapp 40 Prozent des gezeichneten Kapitals werden als Streubesitz bei der Indexberechnung berücksichtigt. Zudem ist im gleichen Zeitraum der Investorenanteil von aktiv gemanagten Fonds aus den USA um 1,4 Prozent gestiegen. Die Bedeutung des Dax hat also durch seine Erweiterung international zugenommen. Es wird sich in den nächsten Jahren herauskristallisieren, ob sich dieser Trend fortsetzen wird.
Ein deutlicher Trend sei hingegen bezüglich der Relevanz von Nachhaltigkeitsaspekten im Investmentprozess zu erkennen. „Wie wir schon vor einem Jahr bemängelt hatten, wurden ESG-Kriterien aber bei der Dax-Erweiterung nicht berücksichtigt und so sorgen auch die Dax-Neulinge für wenig Veränderung“, schreibt Strobl. Als einziger Dax-Neuling hat Airbus drei Frauen in ihrer Vorstandsriege. Bei HelloFresh, Porsche, Sartorius und Symrise ist die Vorstandsebene rein Männer-dominiert. Auch das Alter der Vorstandsmitglieder bleibe eine hohe Konstante. Es seien vermehrt die traditionellen, etablierten Dax-Konzerne, die sich auf die Vielfalt im Management konzentrieren und dort Vorreiterpositionen einnehmen.
„Zusammengefasst bestätigen die aktuellen Erkenntnisse unsere Einschätzung aus dem vergangenen Jahr: Die Dax-Erweiterung ist definitiv eine schlüssige Weiterentwicklung gewesen – doch es bleibt mehr eine Evolution als eine Revolution. Ferner verdeutlicht das herausfordernde Marktumfeld, dass Indexzugehörigkeiten und -größen dem stetigen Wandel unterliegen und keine Qualitätsangabe sind. Bei Investmententscheidungen sollte daher die fundamentale Stärke eines Unternehmens sowie seine Position im Portfoliokontext im Fokus stehen. Das sind auch grundlegende Kriterien unserer Investmentphilosophie“, so Strobl abschließend. (DFPA/JF1)
Die Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) ist eine 1590 gegründete Privatbank mit Sitz in Hamburg. Sie ist auf den Geschäftsfeldern Wealth and Asset Management, Investmentbank und Corporate Banking tätig. Das Unternehmen beschäftigt über 1.700 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 44,8 Milliarden Euro.