Bundesbank und BaFin veröffentlichen Ergebnisse zur Niedrigzinsumfrage 2017
Das Niedrigzinsumfeld belastet die kleinen und mittelgroßen Kreditinstitute in Deutschland weiterhin erheblich. Das hat die aktuelle Umfrage der Deutschen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Ertragslage und Widerstandsfähigkeit deutscher Kreditinstitute im Niedrigzinsumfeld ergeben. Befragt wurden die rund 1.500 kleinen und mittelgroßen deutschen Kreditinstitute, die unmittelbar unter nationaler Aufsicht stehen. Diese umfassen rund 88 Prozent aller Kreditinstitute in Deutschland sowie rund 41 Prozent der aggregierten Bilanzsummen.
Auf Grundlage ihrer eigenen Plan- und Prognosedaten gaben die befragten Kreditinstitute aktuell an, dass sie in fünf Jahren mit einem um neun Prozent gesunkenen Jahresüberschuss vor Steuern rechnen. Da die Institute gleichzeitig von einem Bilanzwachstum ausgehen, entspricht dies einem Rückgang ihrer Gesamtkapitalrentabilität um 16 Prozent. Bei der Umfrage im Jahr 2015 waren Banken und Sparkassen für die folgenden fünf Jahre noch von einem Rückgang um 25 Prozent ausgegangen. Die Gesamtkapitalrentabilität ist definiert als der Jahresüberschuss vor Steuern im Verhältnis zur Bilanzsumme.
Die Simulationen von fünf Zinsszenarien zeigen, dass sich die Ertragskraft der Banken und Sparkassen in Deutschland deutlich verschlechtern würde, wenn das Niedrigzinsumfeld andauert oder sich verschärft. Die Gesamtkapitalrentabilität der Banken würde bei konstanten Zinsen bis zum Jahr 2021 um etwa 40 Prozent sinken; bei einem Rückgang des Zinsniveaus sogar um deutlich mehr als die Hälfte. Portfolioanpassungen im Rahmen einer dynamischen Bilanzannahme können diesen Effekt entsprechend mildern. Die rückläufige Gesamtkapitalrentabilität in den Szenarien wäre vor allem auf den Rückgang der Margen auf der Passivseite zurückzuführen, zum Beispiel bei den Spar- und Sichteinlagen. Bei einem Zinsanstieg wäre zunächst mit Gewinneinbrüchen aufgrund von Wertberichtigungen zu rechnen. Mittel- bis langfristig würden sich die Gewinne aber wegen steigender Margen über das Niveau von 2016 hinaus erholen.
Im Rahmen der Umfrage wurden die Institute auch nach der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Bankenmarkt gefragt. Sie rechnen weiterhin mit starker Konkurrenz durch andere Banken in ihrer Region und FinTechs. „Mehr als 70 Prozent der befragten Institute sieht sich aktuell einem höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt als noch vor zehn Jahren“, sagte Andreas Dombret, der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Bundesbank. Vor diesem Hintergrund gab etwa jedes zehnte Institut an, sich schon in einem Fusionsprozess zu befinden oder eine Fusion konkret zu beabsichtigen. „Kosten wollen die Institute primär im Privatkundengeschäft senken, zum Beispiel durch die Schließung von Filialen. Aber auch Fusionen und Übernahmen werden zunehmend in Betracht gezogen und inzwischen weniger kritisch gesehen als noch in der Vergangenheit“, so Dombret.
Die Institute wurden außerdem nach den Standards und Konditionen bei der Vergabe von Wohnimmobilienkrediten gefragt. Dabei zeigt sich, dass die Risiken zwar leicht zugenommen haben, die Kreditvergabestandards und -konditionen aber zum großen Teil nicht aufgeweicht wurden.
Zudem wurde auf Grundlage der in der Umfrage erhobenen Daten ein spezifischer Stresstest zum Engagement bei Wohnimmobilien durchgeführt, um abzuschätzen, wie sich ein hypothetischer Rückgang der Wohnimmobilienpreise um 20 Prozent beziehungsweise 30 Prozent innerhalb von drei Jahren auf die Kapitalausstattung der Kreditinstitute auswirken würde. Den Modellanalysen zufolge sind die meisten Institute auch den angenommenen Korrekturen der Wohnimmobilienpreise von bis zu 30 Prozent gewachsen. Die harte Kernkapitalquote der Banken würde sich insgesamt um 0,5 beziehungsweise 0,9 Prozentpunkte verringern. (JF1)
Quelle: Pressemitteilung BaFin und Deutsche Bundesbank