Kriege, Krisen und Konflikte: Herausforderungen für die Seeschifffahrt
Terrorismus am Roten Meer, geopolitische Spannungen im Südchinesischen Meer, Dürre im Panamakanal oder Piraterie am Horn von Afrika: Die Gefahren entlang der weltweiten Hauptseerouten nehmen zu. Mehr als acht von zehn deutschen Reedereien gehen davon aus, dass Handelskriege, Embargos sowie kriegerische Auseinandersetzungen die Schifffahrt maßgeblich beeinträchtigen werden und es zu einer Verschiebung von Einflusssphären kommen wird. Zu diesen Ergebnissen kommt die 16. Reederstudie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, die im Frühsommer 124 Entscheider aus deutschen Hochseereedereien befragt hat.
In der Folge dürften sich lange Umwege ergeben, die zu längeren Transportwegen und -zeiten in der Seeschifffahrt führen – und damit auch Kosten und Emissionen nach oben treiben. „Ein Großteil der auf den Weltmeeren transportierten Güter wird über wenige Hauptseerouten befördert. Ernsthafte Störungen an neuralgischen Stellen, wie dem Suezkanal oder dem Panamakanal, beeinträchtigen den Welthandel erheblich. Auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar: So kann der Panamakanal aufgrund anhaltender Dürre nur noch eingeschränkt befahren werden. Aber auch die aktuellen geopolitischen Konflikte beeinträchtigen die Seeschifffahrt in vielen Regionen“, sagt Dr. André Wortmann, Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC Deutschland.
Suezkanal als wichtigstes Nadelöhr
Nach Einschätzung der Reedereien ist der Suezkanal – noch vor dem Panamakanal – das Nadelöhr, das bei nachhaltigen Störungen den Welthandel am stärksten aus dem Takt bringt. 86 Prozent der Befragten gehen von starken Beeinträchtigungen aus, wenn es im Roten Meer zu Problemen kommt. „Und das ist leider kein theoretisches Szenario: Seit November 2023 häufen sich die Angriffe der Huthi-Miliz aus dem Jemen auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer. Seither ist die Fahrt durch den Suezkanal, der den Seeweg zwischen Asien und Europa um 3.500 Seemeilen verkürzt, keine sichere Route mehr“, sagt Burkhard Sommer, stellvertretender Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC Deutschland.
US-Präsidentschaftswahlen könnten sich stark auf den Weltseehandel auswirken
Bisher kümmerten sich die USA intensiv um die Sicherheit der Weltmeere. Das könnte sich nach Meinung der befragten Reedereien je nach Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen ändern. 81 Prozent der Befragten, die eine Niederlage Donald Trumps bei den US-Wahlen für wahrscheinlich halten, gehen von einer unverminderten militärischen Präsenz der USA im Roten Meer aus. Von denen, die einen Trump-Sieg erwarten, geht mehr als die Hälfte zumindest von einer teilweisen bis hin zur vollständigen Einstellung des Engagements der USA im Roten Meer aus.
Trotz aller Risiken und Gefahren blickt der Großteil der deutschen Reedereien zuversichtlich in die Zukunft: Drei Viertel der Befragten erwarten, dass das weltweite Ladungsaufkommen in den nächsten fünf Jahren steigen wird. Auch die Auslastung der Schiffe ist nach wie vor hoch: 86 Prozent der Reedereien sind nach eigenen Angaben voll ausgelastet. Die positive Erlös- und Auslastungssituation wollen zahlreiche Reedereien für Schiffskäufe und Schiffsneubestellungen nutzen: 74 Prozent der befragten Unternehmen planen, in den kommenden zwölf Monaten neue Schiffe zu bestellen oder gebrauchte Schiffe zu kaufen (Vorjahr: 80 Prozent). (DFPA/mb1)
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