Marktkommentar: Value-Aktien haben Nachholpotenzial
Nach Ansicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege beim Vermögensverwalter J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt, sollten sich Anleger den lange verschmähten Value-Aktien zuwenden. Denn die expansive Konjunkturpolitik verbessere die Rahmenbedingungen für Value-Aktien. Value-Branchen profitierten von höherem Wirtschaftswachstum und steigender Inflation. Zudem seien Value-Aktien nicht so hoch bewertet wie Wachstumsaktien, die laut Tiller auf ein goldenes Jahrzehnt zurückblicken.
„Die Bewertungsschere zwischen Growth und Value-Aktien hat sich in den letzten Jahren immer weiter geöffnet“, stellt der Kapitalmarktexperte fest. Investoren könnten aus seiner Sicht mit einer stärkeren Berücksichtigung von Value-Aktien den Malus der hohen Gesamtmarktbewertung zumindest partiell kompensieren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI World Index vom 23-fachen der erwarteten Zwölf-Monatsgewinne scheinen die Bewertungen besorgniserregend hoch zu sein.
Seit April 2010 haben globale Wachstumsaktien ihren Besitzern einen Ertrag von 335 Prozent beschert und damit 182 Prozent mehr als Value-Aktien. „Interessanterweise war der Mehrertrag der Wachstumsaktien nur zu einem relativ geringen Anteil durch höheres Gewinnwachstum getrieben“, erklärt Galler. Bei den Wachstumsaktien lag das gesamte Gewinnwachstum pro Aktie in der Periode bei 73 Prozent, während Value-Aktien die Gewinne um 40 Prozent steigern konnten. Die Bewertungsausweitung war demnach der größte Ertragsbringer der vergangenen elf Jahre. Das KGV der Wachstumsunternehmen hat sich von 15x auf 32x mehr als verdoppelt. Die Bewertung von Value-Aktien mute nach Ansicht des Ökonomen mit einem KGV von 15x geradezu günstig an. Die Pandemie habe diese Entwicklung nochmals beschleunigt.
Aktuell lohnt es sich nach Meinung Gallers für Investoren, sich Value-Aktien zuzuwenden. Denn die Pandemie und die Reaktion der Politik hätten im Vergleich zur vorherigen Dekade die Parameter an den Märkten in einem entscheidenden Punkt verändert - der Fiskalpolitik. Die Abwendung von der stabilitätsorientierten Politik hin zu einer expansiven und wachstumsorientierten Fiskalpolitik schaffe zumindest kurzfristig ein Umfeld von kräftigem Wirtschaftswachstum und Inflation.
„Value-Branchen profitieren überproportional von dieser Entwicklung. Die Industrie wächst dank staatlicher Investitionsprogramme, Finanzwerten hilft die steilere Zinsstrukturkurve und der Einzelhandel profitiert von dem aufgestauten Bedürfnis nach einer realen ‚Shopping-Erfahrung‘“, so Galler. Das bedeute, dass in einem Umfeld üppigen Wirtschafts- und Gewinnwachstums Investoren ihr „Beuteschema“ verändern sollten. „Wachstum um jeden Preis“ werde durch „Wachstum zum günstigen Preis“ – sprich Value – ersetzt. Mithilfe eines stärkeren Fokus auf Value-Aktien könnten Investoren den hohen Gesamtmarktbewertungen zumindest teilweise trotzen. (DFPA/TH1)
Quelle: Pressemitteilung J.P. Morgan Asset Management
Unter der Marke J.P. Morgan Asset Management betreibt der international tätige Finanzdienstleistungskonzern JP Morgan Chase & Co. mit Sitz in New York den Geschäftsbereich Vermögensverwaltung. Dieser verwaltet Publikumsfonds sowie institutionelle Mandate.