"Mumm kompakt": Die US-Wahl könnte über die Unabhängigkeit der Fed entscheiden
Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl könnte sich direkt auf die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik auswirken. Denn Donald Trump hat bereits mehrfach angekündigt, dass er sich einen stärkeren Einfluss der Politik auf die Notenbank wünscht – im Falle seines Wahlsiegs am besten direkt durch den Präsidenten. So heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Schon während seiner ersten Amtszeit habe Trump offen Kritik an der damaligen Geldpolitik geäußert und den Fed-Präsidenten Jerome Powell als „unfähig“ bezeichnet. Trumps Ansicht nach habe Powell die Zinsen zu spät gesenkt. Aktuell wirft er Powell vor, eine mögliche Zinssenkung im September nur durchzuführen, um die Wahlchancen der Demokraten zu erhöhen.
Kamala Harris trat zwar als Reaktion auf die Behauptungen der Republikaner für die Unabhängigkeit der Notenbank ein. Allerdings gibt es laut Mumm es in Reihen der demokratischen Partei schon lange Verfechter der „Modern Monetary Theory“. Bei dieser Denkschule geht es unter anderem darum, die Fed dem Finanzministerium zu unterstellen, also die Unabhängigkeit der Notenbank abzuschaffen. Angesichts der ausufernden Staatsverschuldung der USA wäre dies ein gravierender Eingriff. Dazu kommt: Während der Amtszeit des nächsten US-Präsidenten oder der nächsten US-Präsidentin werden die Position des Notenbankchefs und zwei Vertreterstellen neu besetzt. Die jeweils amtierende Regierung habe in der Regel direkten Einfluss auf die Auswahl der Kandidaten. Zudem könne sie versuchen, geldpolitische Entscheidungen durch politischen Druck zu steuern.
Es sei jedoch zu hoffen, dass die Institutionen in den USA so stabil sind, dass ein direktes Mitspracherecht des Präsidenten bei Entscheidungen der Notenbank verhindert werden kann. Ansonsten würde ein enormer Vertrauensverlust in den US-Dollar als Weltleitwährung und als sicherer Hafen der Kapitalanlage drohen, der letztlich sogar die Refinanzierungsfähigkeit des Staates untergraben könnte. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.