"Mumm kompakt": EZB dürfte Leitzinsen senken
An den internationalen Kapitalmärkten kehrt so etwas wie Normalität nach dem turbulenten Start in den April ein, auch wenn die Sorgen vor den Auswirkungen der verschärften Handelskonflikte weiter schwelen und die Kurssteigerungen an den Aktienbörsen bis auf weiteres begrenzen dürften. So heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Damit richte sich der Fokus der Anleger in dieser Woche auf den anstehenden Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Erwartet wird eine weitere Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent jährlich bezogen auf den Einlagenzinssatz. Die ohnehin noch schwache Wachstumsdynamik in der Eurozone erhält durch gestiegene handelspolitische Unsicherheiten einen Dämpfer. Das absehbar verhaltene Wachstum, gesunkene Rohöl- und Rohstoffpreise sowie der festere Euro im Vergleich zum US-Dollar könnten die Inflation im April von zuletzt 2,2 Prozent weiter in Richtung des EZB-Zielniveaus von zwei Prozent drücken. Besondere Beachtung dürfte damit der Begleittext von EZB-Präsidentin Lagarde finden. Denn der Leitzins nähert sich dem neutralen, also weder stimulierend noch bremsend wirkenden Niveau, das zwischen 1,5 und 2 Prozent veranschlagt wird, womit eine Leitzinssenkungspause näher rücken könnte. Voraussichtlich werde die Betonung aber weiter auf bestehenden Unsicherheiten liegen und eine anhaltend datenabhängige weitere Ausrichtung der Geldpolitik avisiert werden. Unter noch stärkeren politischen Druck dürfte hingegen die US-Notenbank Fed geraten. US-Präsident Trump weise regelmäßig darauf hin, dass er das bessere Gefühl für die Zinssteuerung habe und tiefere Leitzinsen bevorzugen würde. Ob sich jedoch in den USA ausreichend Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung und gleichzeitig sinkenden Inflationsdruck ergeben, bleibe abzuwarten. Kurzfristig überwiegen laut Mumm die preistreibenden Effekte der neu erhobenen Zölle, so dass die Fed bei ihrem nächsten Zinsentscheid Ende April noch keinen Anlass für eine Zinssenkung haben dürfte. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen, das seit 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna gehört, beschäftigt rund 580 Mitarbeiter.