"Mumm kompakt": Unternehmensstimmung auf dem Tiefpunkt
Anfang dieser Woche fielen die Umfragen unter Unternehmen zu ihrer aktuellen und erwarteten Geschäftslage (HCOB-Einkaufsmanagerindizes) aus europäischer Sicht ernüchternd aus, so merkt Carsten Mumm an, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Regelrecht abgestürzt sei die Unternehmensstimmung in Frankreich – nach einer kurzen Verbesserung während der Olympischen Spiele. Doch auch in Deutschland, Großbritannien und auf Ebene der Eurozone gaben die Indizes nach. Während die Stimmungslage bei vielen Dienstleistern zumindest noch eine künftige Ausweitung der Produktion anzeigt, stieg der anhaltende Pessimismus im Verarbeitenden Gewerbe weiter an. Entsprechend sackte auch das ifo-Geschäftsklima erneut ab, wobei die aktuelle Lage von den befragten Unternehmen so schlecht eingestuft wird, wie zuletzt im Sommer 2020.
Im Laufe der Woche dürfte auch die Veröffentlichung des GfK-Konsumklimas für Deutschland die zuletzt sehr schwach ausgeprägte Konsumbereitschaft unterstreichen. Die Wahrscheinlichkeit für ein negatives gesamtwirtschaftliches Wachstum im dritten nach der Schrumpfung im zweiten Quartal sei für die deutsche Volkswirtschaft damit hoch. Zumindest für die exportorientierte Industrie bringt die Leitzinssenkung in China einen kleinen Hoffnungsschimmer, wenngleich weitere staatliche Stimuli erfolgen müssen, um die anhaltende Nachfrageschwäche anzukurbeln und das von der chinesischen Regierung gesteckte Ziel von fünf Prozent Wachstum im laufenden Jahr zu erreichen.
In den USA seien es vor allem einige große Technologieunternehmen, die eine weit überdurchschnittliche Wertentwicklung vorzuweisen haben. Zudem wurden die Börsenkurse durch die Hoffnung auf sinkende Zinsen unterstützt. Dabei betonen sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed, eine künftig weiterhin datenabhängige Geldpolitik umzusetzen. In der Eurozone mehrten sich die Anzeichen, dass die schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage Preiserhöhungsspielräume der Unternehmen deutlich einschränkt. Daher steige die Wahrscheinlichkeit für weiter sinkende Leitzinsen im Oktober (EZB) beziehungsweise Anfang November (Fed). Mit Blick auf die Aktienbörsen dürften Zinssenkungen allein allerdings nicht reichen, um die Kurse nennenswert weiter zu treiben. Wichtiger seien klare Anzeichen einer konjunkturellen Belebung in Europa und China beziehungsweise die weitere Aussicht auf eine nur leichte Konjunkturabkühlung in den USA. Denn anhaltend schwaches Wachstum dürfte trotz sinkender Refinanzierungskosten früher oder später negativ auf die Unternehmensgewinne durchschlagen. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.