Rückschlag für Immobilienwirtschaft: Stimmungsindex sinkt
Die Immobilienwirtschaft erlebt einen herben Stimmungsrückschlag. Die Herbstbefragung des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI) belegt eine schlechtere Bewertung der Geschäftslage als im zweiten Quartal – der Wert sank nun von 15,6 auf 2,0 Punkte. Zugleich rechnen viele Unternehmer mit Verbesserungen in den nächsten zwölf Monaten: Die Erwartungen haben sich von 11,5 auf 19,3 verbessert. Das Immobilienklima sinkt insgesamt von 13,6 auf 10,5 Punkte.
„Diese Zahlen zeigen, dass der Aufwärtstrend der Immobilienwirtschaft kein Selbstläufer ist. Deutschland muss sich ökonomisch stärker für Rückschläge wappnen“, sagt ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage liege „leider im Trend einer Reihe von schlechten Nachrichten, wie sie zuletzt auch vom BDI gekommen sind“. Deshalb sei „keine Zeit für politische Spielchen“ von Bundesregierung oder Opposition. „Die positiven Erwartungen vieler Unternehmer, die gerade jetzt mit einem Aufwärts-Trend rechnen, sind ein Vertrauensvorschuss für die Politik.“ Von weiteren Freiräumen im Baugesetzbuch, einer Vereinfachung der Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie niedrigeren Grunderwerbsteuern verspricht sich die Immobilienwirtschaft wichtige Impulse.
Für Flüchtlingsunterkünfte wurden 2015 zusätzliche Freiräume im Paragrafen 246 des Baugesetzbuchs geschaffen. „Es ist gut, dass die Bundesregierung erkannt hat, dass es jetzt solche Erleichterungen auch beim Wohnungsbau braucht“, so Schöberl. „Umso enttäuschter sind wir, dass diese Freiräume nur zeitlich begrenzt und auch nur für angespannte Wohnlagen gelten sollen – da müssen die Abgeordneten jetzt in den Beratungen für das Baugesetzbuch noch mal ran.“
Der Bund, Länder und Kommunen grenzen durch Steuern und Auflagen den Spielraum der Branche ein. „Diese ,Staatsquote‘ von etwa 37 Prozent zurück zu fahren, ist der Kernjob, wenn Bauen und Investieren wieder auf Touren kommen sollen“, sagt Schöberl.
In der Sonderfrage der Erhebung geht es um Nachhaltigkeitsberichterstattung. Knapp 25 Prozent der befragten Immobilienunternehmen sind bereits für das laufende Geschäftsjahr berichtspflichtig, ein weiteres Fünftel wird es in den kommenden Jahren, weitere 27,7 Prozent erstellen freiwillig einen Bericht. Die größten Probleme sehen die Unternehmen in mangelnder Verfügbarkeit von Daten und Informationen bei den Partnern (43 Prozent) sowie in unklaren und uneinheitlichen Prüfstandards (40 Prozent). Weitere 38 Prozent der Befragten bewerten den Kostenaufwand kritisch. Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim IW, kommentiert den Stimmungsindex: „Der erneute Einbruch bei Projektentwicklern verdeutlicht, dass die Krise keineswegs vorbei ist. Es braucht weitere Impulse, um die Auftragslage zu stabilisieren.“ (DFPA/mb1)
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Er spricht durch seine Mitglieder, darunter 34 Verbände, für rund 37.000 Unternehmen der Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette.