Zinsentscheidungen vor der Tür
Wenn diese Woche die EZB und kommende Woche die Fed über ihre Zinspolitik entscheiden, dann ist die Frage nicht, ob die Zinsen weiter gesenkt werden, sondern um wie viel, meint Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank.
In den USA deuteten in den letzten Wochen zahlreiche Daten auf eine stärkere Abkühlung der Konjunktur hin, etwa aus dem sich abschwächenden Arbeitsmarkt dort, sagt Behring. Auch der kürzlich veröffentliche Konjunkturbericht der Federal Reserve, der amerikanischen Zentralbank, zeichne ein zunehmend pessimistisches Bild. In neun von zwölf Distrikten sei von rückläufiger oder stagnierender Aktivität die Rede. Gleichzeitig werde eine nach wie vor optimistische BIP-Schätzung von über zwei Prozent hochgehalten.
Für Behring wird die gegenwärtig noch prognostizierte Soft-Landing-Szenario immer unrealistischer: „Eine Zinssenkung über 50 Basispunkte wäre in den USA angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Probleme durchaus gerechtfertigt. Das politische Signal, dass davon ausginge, wäre jedoch problematisch.“ Eine Reduktion um 25 Basispunkte kurz vor den Wahlen würde noch weitestgehend als neutral gewertet und die Fed sähe sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt, eine der beiden politischen Parteien kurz vor der Wahl unterstützen zu wollen. Die Absenkung um 50 Basispunkte dürfte damit aber nicht aufgehoben sein, sondern nur verschoben – bis nach den Wahlen.
Ein ähnliches Bild ergebe sich diesseits des Atlantiks, so Behring: „Auch in Europa lässt die konjunkturelle Eintrübung eine Senkung der Leitzinsen erwarten und auch hier ist von 25 Basispunkten auszugehen.“ Der Zinsanhebungszyklus scheine zu einem Ende zu kommen, bei gleichzeitig schlechter werdenden konjunkturellen Rahmenbedingungen. Dies lasse sich aus Anlegersicht nutzen, meint Behring: „Wir sehen vor allem bei Staatsanleihen ein asymmetrisch positives Rendite-Risikoprofil, von dem Anleger profitieren können.“ Größere Kursrisiken durch weiter steigende Zinsen seien im aktuellen konjunkturellen Umfeld kaum denkbar und aus Behrings Sicht würde ein Großteil der Marktteilnehmer noch im Soft-Landing-Lager verharren: „Sollte sich die Konjunktur weiter abschwächen, sehen wir bei Staatsanleihen schöne Opportunitäten.“ (DFPA/ljh)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.