Berlin im Fokus ausländischer Investoren
Am 13. April 2015 meldete das „Handelsblatt“ in seiner Online-Ausgabe, dass die niedrigen Zinsen für Baugeld und der Notstand an sicheren Anlagemöglichkeiten nicht mehr nur institutionelle Investoren oder einheimische Zinshaus-Käufer zu Investitionen verleiten. Zunehmend kommen die Käufer aus dem Ausland. So möchten einige ihr Geld sicher anlegen während andere ein Objekt zur Eigennutzung kaufen. „Die Wirtschaftskraft Deutschlands sowie die exzellent ausgebaute Infrastruktur und damit hohe Lebensqualität bieten Anlegern aus dem Ausland ein stabiles und sicheres Investitionsumfeld“, sagt Axel Winckler, Geschäftsführer vom Immobiliennetzwerk „Realbest.de“.
Bis zu 40 Prozent der Wohnungen sollen Deutsche Immobilienvertriebe bereits an Kapitalanleger im Ausland verkaufen. „Das Internet hat diesen Trend in den vergangenen Jahren verstärkt und den Kauf einer Wohnung für internationale Käufer wesentlich vereinfacht“, sagt Winckler. Ein Research-Team untersuchte, welche deutschen Immobilien im Ausland offeriert werden und woher die Kaufinteressenten kommen. Dazu analysierte Realbest die Google-Suchfunktion in den unterschiedlichen Landessprachen. Danach gehen mit 1.450 Suchanfragen pro Monat vor allem Polen im Internet auf die Suche nach Immobilien in Deutschland. Auf Platz zwei liegt mit 1.290 Suchanfragen Frankreich. Die USA und Brasilien liegen im Vergleich auf Platz drei und vier.
Im Visier haben die ausländischen Investoren vor allem Wohnungen in Berlin. Dort dominieren die Bezirke Berlin-Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf aber auch die ehemaligen Partygänger-Kieze Friedrichshain-Kreuzberg oder der Prenzlauer Berg.
„Auffällig ist, dass das deutsche Immobilienangebot im Ausland stark auf die Kaufkraft der ausländischen Klientel ausgerichtet ist“, sagt Winckler. Zwei Drittel der der angebotenen Wohnungen liegen im niedrigen bis mittleren Preissegment von bis zu 250.000 Euro. Was reizt die Käufer aus dem Ausland? „Deutschland gilt internationalen Investoren zurecht als ,sicherer Hafen‘, weil sich der deutsche Wohnungsmarkt während der Finanz- und Eurokrise, aufgrund seiner stabilen rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen als äußerst krisenresistent erwiesen hat“, sagt Manfred Binsfeld, Leiter Immobilienmarktresearch bei Feri Eurorating.
Im Vergleich zu Büro- und Einzelhandelsimmobilien zeichne sich der deutsche Wohnimmobilienmarkt im letzten Jahrzehnt durch relativ attraktive Gesamtrenditen und eine geringe Volatilität aus. Die Balance zwischen dem Markt für Wohneigentum und dem Vermietungsmarkt gelte bei internationalen Beobachtern als vorbildlich. „Dieses ausgewogene Verhältnis schützt vor Überhitzungen und Blasen auf dem Häusermarkt“, sagt Binsfeld.
Andere Länder wie zum Beispiel Spanien würden dagegen große Risiken bergen. Vor allem eingeschränkte Liquidität und Transparenz sowie schlechte institutionelle Rahmenbedingungen würden für schlechte Vermietungsmärkte und hohe zyklische Volatilität sorgen. „Den durchaus großen temporären, zyklischen Wachstumschancen in einigen dieser Länder – wie Spanien und Irland - stehen also entsprechend große Risiken gegenüber“, erklärt Binsfeld.