Optionen als Portfoliowächter
Klassische Diversifizierungsansätze gelangen zunehmend an ihre Grenzen. Eine Möglichkeit, das Portfolio auf moderne Art abzusichern, sind optionsbasierte Strategien. Ulrich Urbahn, Manager von flexiblen Multi-Asset-Strategien bei Berenberg, erklärt bei TiAM FundResearch, wie ein solches zeitgemäßes Konzept aussehen kann.
Anleger müssen neue Wege einschlagen, um ihre Portfolios abzusichern – denn künftig dürfte eine Anleiheallokation im Portfolio allein nicht mehr ausreichen. Wertsicherungskonzepte spielen für den langfristigen Vermögensaufbau eine wichtige Rolle: Viele reale Fallstudien widerlegen mittlerweile, dass hohe Renditen mit hohen Risiken Hand in Hand gehen müssen. Ein Portfolio, das einen Verlust von 50 Prozent erleidet, benötigt eine Rendite von 100 Prozent, um die Gewinnschwelle zu erreichen. In Zeiten erhöhter und stärker schwankender Inflation nimmt der Diversifikationseffekt von festverzinslichen Wertpapieren ab – und mit einer solchen ist auf absehbare Zeit zu rechnen.
Wertsicherung mit drei Säulen
Langfristig orientierte Anleger sollten sich daher mit alternativen Lösungen befassen – und beispielsweise ein Risikomanagement über Optionen in Betracht ziehen. Anlagen, die nur in positiven Marktlagen performen, tragen nämlich wenig zum Gesamtrisikomanagement bei. Optionsstrategien hingegen bieten eine verlässliche Absicherung. Denn sie profitieren von fallenden Märkten und steigender Volatilität.
Ein Erfolg versprechendes Risikomanagementkonzept basiert auf den drei Säulen Carry, Hedging und taktische Opportunitäten. Die „Carry“-Säule ist ein Anleiheportfolio mit kurzer Laufzeit, hoher Bonität und ohne Währungsrisiko. Es besteht hauptsächlich aus kurz laufenden Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich mit einer maximalen Laufzeit von drei Jahren. Beim Hedging-Ansatz konzentriert sich der Investor vor allem darauf, moderate Abverkäufe mit einer historisch deutlich höheren Eintrittswahrscheinlichkeit abzusichern. Etwa 90 Prozent des Budgets werden in kurzfristige liquide Indexoptionen investiert, die Drawdowns von bis zu zehn Prozent absichern, und die verbleibenden zehn Prozent werden opportunistisch in Tail-Absicherungen investiert, wann immer diese günstig sind und der Markt besonders anfällig scheint. Die „Tactical Opportunities“-Säule soll schließlich Marktchancen und starke Verwerfungen ausnutzen, um einen Zusatzertrag zu liefern. Beispiele für taktische Allokationen sind Makroverwerfungen, Marktungleichgewichte, Relative-Value-Trades oder saisonale Muster.
Absicherungskosten im Rahmen halten
Ein Kritikpunkt bei Put-Optionen ist der negative Carry – immerhin schmälern sie in guten Zeiten, ähnlich einer immer wieder fälligen Versicherungsprämie, die Portfoliorendite. Eine Lösung ist hier ein festes und auf Kalendermonate verteiltes Absicherungsbudget. Dieses gibt Planungssicherheit bei den Kosten für die Absicherung und kann in Hochzinszeiten den negativen Carry stark limitieren. Außerdem können besonders günstigste Hedges gewählt werden, die den höchsten Absicherungsgrad bei gegebenem Optionsbudget bieten.
Höhere Marktschwankungen auffangen
Aus Sicht der Anlageexperten von Berenberg kann es für Investoren Sinn machen, mit Blick auf die Zukunft über eine Absicherungskomponente im Portfolio nachzudenken. Denn sie rechnen für die kommenden Jahre mit einer durchschnittlich höheren Inflation als in den vergangenen zehn Jahren. Das liegt zum einen an der lockeren Fiskal- und Geldpolitik, zum anderen an Engpässen bei Rohstoffen, den Herausforderungen der Energiewende sowie der demografischen Entwicklung.
Außerdem haben sich die Marktstruktur und das Marktverhalten seit der Finanzkrise 2008 verändert: Immer mehr Anleger investieren passiv, die Derivatemärkte werden dominanter, und Investoren agieren zunehmend prozyklisch – insbesondere aufgrund systematischer Anlagestrategien. Gleichzeitig gibt es weniger antizyklische Value-Anleger. Dazu kommt die hohe Konzentration wichtiger Aktienindizes wie des S & P 500 und die massiven Aktienrückkäufe der Unternehmen. Fundamentale Kennzahlen dagegen verlieren an Bedeutung.
Das Resultat dieser Entwicklungen sind verschärfte Bewegungen und regelmäßige Übertreibungen in beide Richtungen an den Märkten. Anleger müssen daher in der Lage sein, flexibel zu agieren und Opportunitäten sowie Freiheitsgrade für sich zu nutzen. Hier lohnt sich auch ein antizyklischer Blick abseits der Benchmarks. (DFPA/abg)
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Die Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) ist eine 1590 gegründete Privatbank mit Sitz in Hamburg. Sie ist auf den Geschäftsfeldern Wealth and Asset Management, Investmentbank und Corporate Banking tätig.