Schwache Anleiheauktion: US-Finanzmärkte unter Druck
Die USA haben zunehmend Schwierigkeiten, ausländische Investoren für ihre Staatsanleihen zu gewinnen. Eine schwach verlaufene Auktion von 20-jährigen US-Schuldtiteln hat am Mittwoch zu deutlichen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt – und könnte ein Vorgeschmack auf weitere Spannungen sein, meint Frank Stocker, Finanz-Redakteur bei der Zeitung „Die Welt“.
Die Nachfrage bei der Auktion sei so gering gewesen, dass der Staat einen Rekordzins von 5,047 Prozent bieten musste – der höchste Satz seit der Wiedereinführung dieser Laufzeit im Jahr 2020. Auch die Renditen für andere Laufzeiten zogen an: Zehnjährige Papiere notierten bei 4,6 Prozent, 30-jährige bei fast 5,1 Prozent. Die Aktienmärkte reagierten mit Verlusten.
„Die Auktion war schwach und der Anleihenmarkt ist in Aufruhr“, kommentierte Peter Boockvar, Chefstratege der Bleakley Financial Group. Für ihn ist die geringe Nachfrage ein deutliches Warnsignal. Experten wie George Saravelos von der Deutschen Bank sehen die Ursachen in der wachsenden Skepsis ausländischer Investoren. Diese seien nicht mehr bereit, die sogenannten US-Doppeldefizite – also das Haushalts- und das Handelsdefizit – zu den aktuellen Konditionen zu finanzieren.
Zusätzliche Sorgen entstehen durch innenpolitische Entwicklungen: So haben die Republikaner im US-Repräsentantenhaus jüngst Steuererleichterungen angekündigt, denen jedoch nur teilweise kompensierende Ausgabenkürzungen gegenüberstehen. Dies dürfte das Haushaltsloch weiter vergrößern. Bereits vergangene Woche hatte die Ratingagentur Moody’s die Bonitätsnote der USA herabgestuft. Auch Ex-Finanzminister Steven Mnuchin zeigte sich am Mittwoch besorgt. Beim Qatar Economic Forum forderte er „dringend weitere Ausgabenkürzungen“, um das wachsende Defizit in den Griff zu bekommen.
Für die kommenden Monate zeichnen sich laut Experten nur zwei Lösungswege ab: Eine deutliche Verschärfung der US-Finanzpolitik – oder ein Absinken des Werts von US-Staatsanleihen in Fremdwährungen, sei es durch steigende Renditen, einen schwächeren Dollar oder beides. Die Folge könnten erhebliche Verwerfungen an den globalen Finanzmärkten sein. „Machen Sie sich auf weitere Turbulenzen gefasst“, warnt Saravelos. (DFPA/abg)
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