Wie Blockchain und Kryptowährungen die ETF-Welt verändern könnten
Nach fünf Jahrzehnten stetiger Weiterentwicklung durch Indexfonds und ETFs steht die Investmentbranche vor einer neuen technologischen Zeitenwende: Blockchain, Kryptowährungen und Tokenisierung könnten die Art und Weise, wie Wertpapiere ausgegeben, gehandelt und verwahrt werden, grundlegend verändern, analysiert Ari I. Weinberg vom US-Informationsportal Pension & Investments.
„In drei bis fünf Jahren leben wir in einer tokenisierten Welt“, prognostiziert Matthew Hougan, CIO des Krypto-Vermögensverwalters Bitwise Asset Management. „Es wird klare Gewinner und Verlierer geben – die Märkte werden effizienter und deutlich weniger physisch.“
Schon jetzt treiben regulatorische Entwicklungen und Pilotprojekte den Wandel voran. Spot-Bitcoin-ETFs, die Anfang 2024 in den USA starteten, machen laut FactSet inzwischen den Großteil der weltweit 195 Milliarden US-Dollar in Bitcoin-ETPs aus. Ethereum-ETFs folgten wenig später und verwalten mittlerweile 41 Milliarden US-Dollar. Parallel arbeitet die Branche an tokenisierten Fondsanteilen, bei denen Investoren künftig Anteile digital abbilden, handeln und verwahren könnten.
Tokenisierung verspricht Effizienz – Regulierung bremst die Revolution noch aus
Ein Beispiel liefert die Nasdaq, die im September eine Regeländerung beantragt hat, um den Handel mit tokenisierten Wertpapieren innerhalb des bestehenden Regulierungsrahmens zu ermöglichen. Invesco, Anbieter des 386 Milliarden US-Dollar schweren QQQ Trust, will laut Antrag als einer der ersten ETF-Emittenten tokenisierte Anteile anbieten.
„Tokenisierung ist kein evolutionärer, sondern ein fundamentaler Schritt“, sagte Kathleen Wrynn, Global Head of Digital Assets bei Invesco. „Sie schafft neue Effizienzen, erweitert den Zugang für Anleger und ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle.“
Doch während Befürworter auf schnellere Abwicklung, geringere Kosten und mehr Transparenz hoffen, mahnen Experten zur Vorsicht. „Ohne eine globale Abstimmung drohen neue Markt-Silos und Liquiditätsprobleme“, warnt Roy Zimmerhansl von WTS Hansuke. Tokenisierte und traditionelle Bestände müssten nahtlos zusammengeführt werden, sonst drohe Fragmentierung.
Trotz aller Hürden sehen Branchenbeobachter in der Tokenisierung von ETFs einen logischen nächsten Schritt. Wie einst der ETF die Fondslandschaft revolutionierte, könnte die Blockchain-Technologie die nächste Generation digitaler Investmentprodukte hervorbringen. (DFPA/abg)