Das Geheimnis der unterirdischen Infrastruktur
Smart Citys sind auf dem Vormarsch, weshalb in städtischen Gebieten Vernetzung und Effizienz kontinuierlich verbessert werden. Im jüngsten Real Insight erklärt Jose Martinez-Artiles, Investment Director beim Sachwert-Investmentmanager Patrizia Infrastructure, worin er in diesem Bereich Investitionspotenziale sieht.
Unter unseren Städten aus Beton, Glas und Stahl erstreckt sich eine riesige und wachsende Unterwelt aus Computern, IoT-Geräten (Internet of Things) und Software. Dieses Netzwerk unterstützt im Hintergrund, still und leise, den menschlichen Alltag weltweit, von der Ampelschaltung über die Straßenbeleuchtung bis hin zur Koordination von Rettungswagen.
Das „Nervensystem“ der Stadt
Seit der Verlegung von Stromkabeln, Wasserleitungen, Abwasserrohren, U-Bahn-Schienen und Telefonleitungen vor über einem Jahrhundert haben unsere Städte keine so umfassende Modernisierung der Infrastruktur mehr erlebt. Durch die Digitalisierung entsteht eine neue Art der Stadt: die „Smart City“ – die für Martinez-Artiles noch in den Kinderschuhen steckt. „Oft werde ich gefragt, was eine Smart City überhaupt ist. Aber das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn es gibt viele verschiedene Definitionen“, erklärt.
Stattdessen nennt er drei Städte, die innovative Technologien und Daten zur Verbesserung der Lebensbedingungen und des Ressourcenmanagements nutzen: Barcelona, London und Singapur. Eine intelligente Infrastruktur, effizienter Nahverkehr, Nachhaltigkeitsinitiativen und digitalisierte Behördendienste zeichnen Barcelona aus. Singapur glänzt dabei mit seiner ganzheitlichen Vision einer „Smart Nation”, intelligenter innerstädtischer Mobilität, umfassender Digital Governance und zukunftsfähigen Stadtentwicklungskonzepten.
Molfetta – ein Beispiel für eine zukünftige „Smart City“
Die 60.000 Einwohner zählende Hafenstadt Molfetta an der Ostküste Italiens zum Beispiel will sich zu einem vernetzten urbanen Zentrum weiterentwickeln. So sehen die Planungen die Integration modernster digitaler Infrastruktur wie Konnektivität, Videoüberwachung und Augmented Reality vor. Auf diese Weise sollen öffentliche Dienstleistungen wie die Verkehrs- und Parkraumbewirtschaftung sowie Umweltschutzmaßnahmen verbessert werden. Echtzeitdaten aus einem zentralen Kontrollraum sollen für reibungslose und nachhaltige städtische Abläufe sowie mehr öffentliche Sicherheit sorgen. „Dies ist ein wegweisendes Projekt für uns, denn Molfetta setzt voll und ganz auf Smart-City-Technologie”, freut sich Martinez-Artiles,
Voll und ganz digital
„Das Besondere an Molfetta ist, dass der Stadtrat so sehr von den Vorteilen des Smart-City-Ansatzes überzeugt war, dass er sich für eine radikale Herangehensweise anstelle einer schrittweisen Umstellung entschied“, so Martinez-Artiles. Zunächst werden alle baulichen Strukturen in Molfetta digital erfasst und zu einem digitalen Zwilling der Stadt zusammengefügt. Ein solches Abbild ermöglicht die Echtzeitüberwachung des infrastrukturellen Zustands, die Optimierung von Instandhaltungsplänen und eine einfachere strategische Stadtplanung.
Systeme für die automatische Nummernschilderkennung erhöhen die Sicherheit, indem sie gestohlene Fahrzeuge aufspüren und den Verkehrsfluss überwachen. Dadurch sinkt die Kriminalitätsrate und Reaktionszeiten bei Notfällen werden verbessert, was sich bei den Einwohnern sofort positiv bemerkbar macht. Auch Parkraumbewirtschaftung und Verkehrssteuerung werden in dem beliebten Badeort optimiert – für mehr Effizienz und weniger Umweltverschmutzung, insbesondere in den Sommermonaten, wenn die Stadt Zehntausende Besucher anlockt.
Zum Projekt gehört auch der Ausbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge – ein entscheidender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Weniger CO2-Emissionen und Luftverschmutzung sind dabei die positiven Auswirkungen umweltfreundlicher Mobilität mit mehr Elektrofahrzeugen und weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Laut Martinez-Artiles profitiert jedoch nicht nur die Umwelt von der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Denn sie zieht auch ökologisch bewusste Menschen an, was wiederum die lokale Wirtschaft ankurbelt und ein nachhaltiges städtisches Wachstum fördert.
Öffentliches Leben in einer App
Die Bürokratie wird durch die Digitalisierung der städtischen Dienste mithilfe einer App effektiv abgebaut: Einwohner können darüber einfacher auf Angebote und Informationen zugreifen, Probleme melden und schneller und effizienter mit den Behörden kommunizieren. Im öffentlichen Nahverkehr ermöglicht die App eine Ortung der Busse in Echtzeit, sodass Fahrgäste ihre Route besser planen können.
Für Martinez-Artiles liegt der Schlüssel zur Umsetzung von Smart-City-Initiativen in der Schulung städtischer Verwaltungsangestellter, insbesondere in kleineren oder ländlichen Gemeinden. Oftmals sind sich diese nicht bewusst, welches Potenzial ihnen die Digitalisierung bietet, weshalb ihnen innovative Lösungen vorenthalten bleiben. Nach entsprechender Aufklärung befürworten die meisten jedoch den Ansatz.
Trotz dieser Hürden bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, denn die geringe technologische Vernetzung vieler Städte birgt ein erhebliches Potenzial für eine neue Infrastruktur. „Intelligente Lösungen für die Parkplatzsuche, Wasser- und Gaszähler, Abfallentsorgung, Fuhrparkverwaltung, Priorisierung öffentlicher Verkehrsmittel – die Liste nützlicher Innovationen, die dank Digitalisierung möglichen sind, ist lang. Voraussetzung ist, dass sie die Bedürfnisse der Stadt erfüllen und von den Einwohnern mitgetragen werden“, betont Martinez-Artiles. (DFPA/abg)
Seit 1984 bietet die börsennotierte Patrizia SE mit Hauptsitz in Augsburg Investments in Immobilien und Infrastruktur für institutionelle, semi-professionelle und private Anleger an.