DWS: Stehen wir am Beginn eines Rohstoff-Superzyklus?
Bildet sich aktuell ein Superzyklus im Rohstoffmarkt? Zumindest der Blick auf die Preisentwicklung etlicher Rohstoffe und die Tatsache, dass die global geplante Energiewende einen enormen Bedarf an unterschiedlichsten Grundstoffen hervorrufen wird, legen die Vermutung nahe, meint der Frankfurter Vermögensverwalter DWS, Tochter der Deutschen Bank.
Historisch gesehen verwendet der Markt den Begriff „Rohstoff-Superzyklus“, um längere Phasen der Preisentwicklung zu beschreiben, die über die als normal angesehenen Schwankungen hinausgehen. In der Tat neigen Rohstoffe dazu, in ihrer langfristigen Wertentwicklung einem typischen zyklischen Trend zu folgen. Von Zeit zu Zeit gibt es jedoch exogene Faktoren, die den typischen Zyklus verlängern, sei es durch strukturelle Veränderungen in der Nachfrage, durch technologischen Wandel oder durch anhaltende Lieferunterbrechungen.
Die jüngsten - nach Erachten der DWS - ungewöhnlichen Rohstoffpreisentwicklungen waren zwischen 1999 und 2008 sowie zwischen 2009 und 2020 zu beobachten - wobei nur der damalige, durch die Industrialisierung Chinas ausgelöste Aufwärtstrend als Superzyklus bezeichnet werden kann. Ein anhaltender positiver Nachfrageschock, der über das Angebotswachstum hinausgeht, wirkt sich eindeutig positiv auf die Rohstoffpreise aus. Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: So war beispielsweise nach der Finanzkrise 2008 der starke Anstieg des Angebots aus dem Bergbau und der Ölförderung, der mit einer anhaltend schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in den USA zusammenfiel, ein wesentlicher Faktor für den Abwärtszyklus der Rohstoffe.
Die angestrebte Energiewende hat das Potenzial, einen anhaltend positiven Preiszyklus für Rohstoffe auszulösen. Die Ablösung fossiler Brennstoffe durch alternative Energiequellen erfordert zusätzliche Infrastruktur, Transportmittel, Stromerzeugung und vieles mehr. Die Nachfrage nach beispielsweise Kupfer dürfte weiter steigen, während das Angebot schon heute kaum Schritt halten kann.
Wie beim vorherigen Superzyklus wird China wahrscheinlich eine entscheidende Rolle spielen. Das Land hat enormes Potenzial für Dekarbonisierung, da es mehr Strom verbraucht als jedes andere der Welt und derzeit noch mehr als 50 Prozent seines Stroms aus Kohlekraftwerken bezieht. Und in Bezug auf die Energiewende im Automobilsektor ist China mit einer Durchdringungsrate von mehr als 50 Prozent elektrischer Fahrzeuge bei Neuwagenkäufen ein Vorreiter. Wir gehen davon aus, dass China gute Chancen hat, bis 2030 seine inländischen Neuwagenkäufe vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen, was erhebliche Auswirkungen auf den Rohstoffbedarf haben dürfte.
Der Zugang zu den für die Dekarbonisierung und den technologischen Wandel benötigten Rohstoffen ist auch für globale Entscheidungsträger von Bedeutung. In den USA konzentriert sich ein Teil des Gesetzes über Infrastrukturausgaben speziell auf den Zugang zu wichtigen Rohstoffen. Auch in der Europäischen Union gibt es vergleichbare Gesetzgebungen. China hat sogar direkt in die Entwicklung der Infrastruktur in Zentralasien, Afrika und Südamerika investiert, um Zugang diesen Märkten zu erhalten.
„Für Investoren, die am Wachstum der Sektoren Energie, Technologie und Dekarbonisierung teilhaben möchten, sollten Rohstoffe je nach Strategie ein wichtiger Bestandteil ihres Portfolios sein“, sagt Darwei Kung, Head of Investment Strategy Liquid Real Assets bei der DWS. (DFPA/ljh)
Die DWS Group ist ein Vermögensverwalter mit Sitz in Frankfurt am Main. Das börsennotierte Unternehmen befindet sich im Mehrheitsbesitz der Deutschen Bank.