DIVA-Kommetar: Das PEPP floppt – und das aus gutem Grund
Wieder einmal hat die EU-Kommission mit einem ambitionierten Projekt den Realitätstest nicht bestanden: Das „Paneuropäische Private Pensionsprodukt“ (PEPP) sollte als grenzüberschreitende Altersvorsorge dienen – herausgekommen ist ein teures Bürokratieprojekt ohne Nachfrage. Zu diesem Schluss kommt das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in seinem jüngsten DIVA-Briefing.
Der Europäische Rechnungshof bringt es auf den Punkt: PEPP verfehlt seine Ziele krachend. Gerade einmal ein einziges Produkt existiert EU-weit, genutzt von weniger als 5.000 Sparern. Das ist nicht nur ernüchternd, sondern zeigt exemplarisch, was passiert, wenn politische Ideale über wirtschaftliche Vernunft gestellt werden. Die Grundidee – Altersvorsorge portabel und europaweit zugänglich zu machen – ist richtig. Aber ohne funktionierende nationale Systeme, harmonisierte Förderbedingungen und realistische Rahmenbedingungen wird daraus kein Erfolgsmodell.
Besonders absurd war aus Sicht des DIVA von Anfang an der Kostendeckel von einem Prozent. Jeder, der sich in der Altersvorsorge auskennt, weiß: Ohne Beratung gibt es keine breite Akzeptanz – und die kostet Geld. PEPP ignorierte diese Realität. Kein Wunder, dass die Anbieter dankend abgewunken haben.
Anstatt neue Projekte am Reißbrett zu entwerfen, sollte die EU zunächst ihre Hausaufgaben machen. Harmonisierung der Alterssicherungssysteme? Fehlanzeige. Portabilität innerhalb der betrieblichen Altersvorsorge? Nicht existent. Und in Deutschland warten wir seit Jahren auf eine echte Riester-Reform. Wenn die EU-Kommission jetzt tatsächlich einen „zweiten Anlauf“ für PEPP plant, dann bitte nicht erneut am Markt vorbei, so das DIVA in seiner Stellungnahme . Altersvorsorge brauche keine Ideologie, sondern funktionierende Strukturen, passende Anreize – und das Vertrauen der Menschen. (DFPA/abg)
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt am Main ist ein An-Institut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und versteht sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle Verbraucherfragen. Es wird von vier namhaften Vermittlerverbänden getragen: dem Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, VOTUM, dem Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV) und dem Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA. Die Wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser.