Führende Finanzmarktakteure fordern Reform der privaten Altersvorsorge
Eine Allianz führender Finanzmarktakteure in Deutschland hat einen offenen Brief an die künftigen Regierungsparteien CDU, CSU und SPD veröffentlicht. Inmitten der laufenden Koalitionsverhandlungen fordern unter anderem die Boerse Stuttgart Group, der Bitkom, der Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), der Bundesverband deutscher Banken (BdB) und Union Investment die Verhandler dazu auf, das Thema Altersvorsorge zu priorisieren und konsequent anzugehen.
Ziel müsse eine zügige Reform der privaten, staatlich geförderten Altersvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger sein. Ein Altersvorsorgedepot mit größerer Kapitalmarktorientierung kann den Vermögensaufbau breiter Bevölkerungsschichten ermöglichen und dringend benötigtes privates Kapital für Zukunftsinvestitionen mobilisieren. Die Unterzeichner schlagen einige Maßnahmen vor, darunter privatwirtschaftliche Organisation mit kostengünstigen individuellen Depots, eine staatliche Förderung durch Zulagen und Steuerfreiheit in der Einzahlphase sowie Zulagen für Kinder sowie steuerliche Vorteile für die Auszahlungsphase.
Der demografische Wandel und die strukturellen Herausforderungen des umlagefinanzierten Rentensystems machten eine Reform der Altersvorsorge unumgänglich. Bereits jetzt zeichne sich in Deutschland eine erhebliche Finanzierungslücke ab: Bis 2036 gehen rund 20 Millionen Babyboomer in Rente, während lediglich 12,5 Millionen junge Arbeitskräfte nachrücken. Die Lösung sehen die Unterzeichner in einem individuellen und kostengünstigen Altersvorsorgedepot mit staatlichen Anreizen.
Dabei unterstütze eine stärkere Kapitalmarktorientierung der Altersvorsorge den Vermögensaufbau der Menschen in Deutschland. Denn rund ein Drittel des deutschen Geldvermögens befinde sich derzeit in Bargeld und anderen Einlagen. Die Unterzeichner betonten demgegenüber die Chancen von kapitalmarktorientierten Anlagemöglichkeiten. Wie das Deutsche Aktieninstitut errechnete, konnte mit einem Investment in den Deutschen Aktienindex während der letzten 30 Jahre hingegen eine durchschnittliche Rendite von 7,1 Prozent pro Jahr erzielt werden.
Die Förderung der privaten, staatlich geförderten Altersvorsorge sei zudem ein wichtiger Hebel, um dringend benötigtes privates Kapital für die Digitalisierung, Infrastruktur und Verteidigung zu mobilisieren. Alleine eine staatliche Finanzierung - so großzügig sie sein mag - reiche hierfür nicht aus. Wenn dadurch ein größerer Anteil des Geldvermögens in den Kapitalmarkt fließt, stehe es auch für notwendige Zukunftsinvestitionen zur Verfügung. Für die Unterzeichner sei klar: Erholung und Modernisierung der Wirtschaft werden nur mit der Mobilisierung privaten Kapitals über einen starken Kapitalmarkt gelingen. (DFPA/mb1)
Der offene Brief ist hier abrufbar:
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