Stärken statt bevormunden: Wie die BaFin Verbraucher schützen will
Vermögen aufbauen, fürs Alter vorsorgen, Risiken absichern. Die Auswahl an Finanzprodukten, die genau das versprechen, ist riesig, ein Geschäft per Mausklick binnen Sekunden abgeschlossen. Das Internet liefert unzählige Tipps dazu – mal seriös, mal nicht. Nie war es für Verbraucher komplizierter, ein für sie geeignetes Produkt auszuwählen. Und nie waren die Erwartungen an Verbraucherschützer so hoch wie heute. „Doch was können, was müssen wir als Finanzaufsicht im Verbraucherschutz leisten?“, so fragt Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), in einem Statement im „BaFinJournal“.
Auf transparente und faire Marktbedingungen seien alle Investoren angewiesen – institutionelle wie private. Aber private Anleger brauchten einen besonderen Schutz, denn sie agieren mit Anbietern und professionellen Investoren nicht auf Augenhöhe. Sie hätten nicht das gleiche Wissen. Sie hätten keinen vergleichbaren Zugang zu Informationen. Es falle ihnen schwerer, die Risiken einzuschätzen, die sich hinter den Renditeversprechen verbergen. Wie kann ein Staat darauf reagieren? Er könnte den Dingen freien Lauf lassen, so dass auf den Finanzmärkten letztlich nur ein Recht gälte: das des Stärkeren. Was dann passiert, haben wir gerade auf dem weitgehend unregulierten Kryptomarkt gesehen, der bisher nicht reguliert wird. Der Staat könnte Verbraucher auch von allem fernhalten, was nicht Sparbuch, Festgeld oder Lebensversicherung heißt. Beides wäre fatal. In Deutschland haben wir uns für einen ausgewogenen Weg entschieden. Wir haben ein Umfeld geschaffen, das vor allem zwei Dinge bewirken soll: Es soll Verbraucher in die Lage versetzen, selbstbestimmte finanzielle Entscheidungen zu treffen – und zwar auf Basis zutreffender und verständlicher Informationen. Und es soll gewährleisten, dass Verbrauchern geeignete Produkte angeboten werden, die verantwortungsvoll konzipiert und vertrieben werden.
Ein solcher Verbraucherschutz biete keinen Vollkaskoschutz. Man könne es aber auch positiv ausdrücken: Er bevormunde nicht, er entlasse Verbraucher nicht aus der Verantwortung. Er baue Informationsasymmetrien ab, indem er Risiken und Kosten für Verbraucher transparent macht. Informierte Verbraucher ziehen Produkte von Anbietern vor, die transparent und fair am Markt auftreten. Die Folge: Unfaire Anbieter verschwinden über kurz oder lang von der Bildfläche, Märkte werden effizienter und stabiler. Die BaFin trage ihren Teil zu dieser Art von Verbraucherschutz bei. Sie stelle sicher, dass Verbraucher sich in einem transparenten und fairen Umfeld bewegen können. Indem sie kontrolliert, ob die von ihr beaufsichtigten Unternehmen so mit Verbrauchern umgehen, wie es ihre gesetzlichen Pflichten verlangen. Als Ultima Ratio könne der Vertrieb von Produkten eingeschränkt oder gar verboten werden. Alles schon geschehen, letztmals im September bei Futures mit unlimitiertem Verlustpotenzial. Verbraucher werden laut BaFin auch vor unseriösen Praktiken und Anbietern gewarnt - Anlass waren zuletzt immer wieder die Geschehnisse auf dem Kryptomarkt. „Ich würde das als Verbraucherschutz im engeren Sinne bezeichnen. Als integrierte Behörde fahren wir aber einen ganzheitlichen Ansatz: Auch mit unserer Solvenzaufsicht betreiben wir Verbraucherschutz. Wir überwachen die Zahlungsfähigkeit von Banken, Versicherern und Finanzdienstleistern, die ohne unsere Erlaubnis gar nicht erst an den Start gehen dürfen. Wir bekämpfen unerlaubte Finanzgeschäfte und warnen vor solchen Angeboten, rund 280 Mal in diesem Jahr allein. Wir haben im Verbraucherschutz als integrierte Aufsicht einen Vorteil, den wir künftig noch stärker nutzen wollen. Und: Wir wollen auch im Verbraucherschutz mutiger werden, zum Beispiel mittels Mystery Shopping. Wir wollen daran mitwirken, dass Verbraucher ihr Finanzwissen ausbauen können. Denn die besten Informationen nutzen nichts, wenn man sie nicht versteht. Dazu haben wir eine Strategie entwickelt, die wir bei unserem Verbraucherschutzforum am 22. November vorstellen. An einem Grundsatz werden wir aber auch mit unserer Strategie nicht rütteln: Unser gesetzlicher Auftrag lautet, die kollektiven Verbraucherinteressen zu schützen“, so schreibt Branson. (DFPA/mb1)
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist eine selbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn und Frankfurt am Main. Sie vereinigt die Aufsicht über Banken und Finanzdienstleister, Versicherer und den Wertpapierhandel unter einem Dach. Ihr Hauptziel ist es, ein funktionsfähiges, stabiles und integres deutsches Finanzsystem zu gewährleisten.