Gut diversifiziertes Aktiendepot statt vermeintlicher Kursraketen
Die Auswertung der Deutschen Börse spricht Bände: Zu den nach Börsenumsatz am meisten gehandelten Aktien im Jahr 2020 gehörten Titel wie Biontech, der Brennstoffzellenhersteller Ballard Power Systems oder das norwegische Wasserstoff-Unternehmen Nel ASA. Die Aussicht auf das schnelle Geld lockt offenbar. Und immer mehr Menschen hierzulande machen dabei mit. Der deutliche Anstieg der Depots bei Banken und Online-Brokern bestätigt diesen Trend. „So begrüßenswert das zunehmende Interesse an Aktien der Bundesbürger auch ist: Die Gefahr, dass unerfahrene Anleger auf die Nase fallen, ist groß“, warnt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland).
Statt einseitig auf vermeintliche Überflieger-Aktien und Hype-Themen wie Wasserstoff zu setzen, sollten sich gerade Neueinsteiger lieber ein breit diversifiziertes Depot aufbauen. Es könne schon von einem Corona-Kleinanleger-Boom gesprochen werden. Sei es aus Langeweile im Lockdown oder die Sehnsucht nach dem schnellen Geld - die Covid-Krise habe den Aktienmarkt für viele neue Investoren interessant gemacht. So verzeichneten Direktbanken Depoteröffnungen in Rekordhöhe, auch die Zahl der Wertpapierkäufe und -verkäufe stieg sprunghaft an – eine Entwicklung, die auch in anderen Ländern zu beobachten sei. Zusätzlich befeuert werde diese Entwicklung durch neue Player am Markt, die sogenannten Smartphone- oder Neobroker. Mithilfe der Trading-Apps könnten Transaktionen an der Börse blitzschnell mobil ausgeführt werden, ohne große Kenntnisse. „Das führt dazu, dass sich viele unerfahrene Neubörsianer zum Zocken verleitet fühlen. Ein paar Klicks auf dem Smartphone, und schon sind die Aktien vermeintlicher Kursraketen geordert“, erläutert Tilmes.
Laut der repräsentativen Studie „Aktienkultur in Deutschland“, die von der „Aktion pro Aktie“ durchgeführt wurde, gewinnt der Börsenhandel gerade bei Jüngeren an Beliebtheit. Während die unter 25-Jährigen 2019 noch 26 Prozent Aktien als Anlage nutzten, waren es 2020 bereits 39 Prozent. „Doch schicke Apps machen noch lange keinen guten Anleger“, warnt der FPSB-Vorstand. Denn den Investment-Erfolg könne eine App mit Sicherheit nicht garantieren, sie vereinfache lediglich den Handel.
Um schnell reich zu werden, eigne sich der Aktienmarkt sowieso nicht, für den langfristigen Vermögensaufbau hingegen schon. Und genau darauf sollte der durchschnittliche Privatanleger seinen Schwerpunkt legen. Wer breit gestreut in den Aktienmarkt investiert, partizipiere so langfristig an der Wertschöpfung der Unternehmen und dem Wirtschaftswachstum. (DFPA/mb1)
Der Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt am Main ist seit 1997 Mitglied im internationalen Netzwerk des FPSB Financial Planning Standards Board Ltd., dem weltweiten Zusammenschluss aller nationalen CFP-Organisationen mit über 190.000 Certified Financial Plannern (CFP-Zertifikatsträger) in 26 Ländern.