Kapitalanlage 2025: Fragen an Produktanbieter Teil 5
Frage 5: Mit der ELTIF 2.0-Novellierung Anfang dieses Jahres wurde ein deutlicher Aufschwung dieser Anlageform erwartet. Dieser ist bislang nicht eingetroffen. Sehen Sie dafür systembedingte Gründe? Werden Sie die Möglichkeiten, die ELTIF 2.0 bietet, nutzen?
Martin Ebben: ELTIF-Anlageprodukte sind aktuell in aller Munde und auch die großen Player sind oder werden in Kürze mit ELTIF-Produkten am Markt sein. Auch wir setzen uns selbstverständlich intensiv mit dem Thema auseinander. Aktuell können wir aber noch nicht von einem marktreifen Produkt sprechen.
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Christian Holste: Wir haben die Vorzüge der ELTIF-Novellierung frühzeitig erkannt und bereits 2022 unseren „AC One Planet“ ELTIF konzipiert. Daher war dies der erste ELTIF 2.0 auf dem Markt. Der Erfolg gibt uns Recht: Der Fonds verzeichnet hohe Mittelzuflüsse und die Rendite bewegt sich im Zielkorridor der angestrebten annualisierten Wertentwicklung von fünf bis sechs Prozent nach Kosten – ohne den für Infrastrukturinvestments typischen J-Kurven-Effekt.
Auch der Blick auf die Fondsgattung insgesamt stimmt uns optimistisch: Analysten erwarten ein Wachstum des ELTIF-Marktes von 14 Milliarden Euro Ende 2023 auf 30 bis 50 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren.
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Dr. Dirk Baldeweg: Aufgrund der geschilderten Marktsituation werden wir vorerst keinen ELTIF auflegen.
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Jens Freudenberg: Für BVT bleibt auch 2025 die klassische Investment-KG für illiquide Assets wie Immobilien zunächst der Standard. Wir beobachten das Thema ELTIF aber sehr genau. Es gibt schon Vertriebe, die sich hauptsächlich auf ELTIFs fokussieren, deshalb können und wollen wir das Thema nicht komplett ignorieren. Wir haben bereits ein Konzept in der Schublade und könnten es relativ kurzfristig umsetzen, warten aber zunächst noch die weitere Marktentwicklung ab.
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Achim Bauer: Den Rechtsrahmen als ELTIF für unsere zukünftigen Anlagekonzepte werden wir vorerst nicht in Betracht ziehen.
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Sven Mückenheim: Wir beobachten, dass der ELTIF im vergangenen Jahr mit dem steigenden Produktangebot viel Aufmerksamkeit erhielt. Dass der Umsatz dem Vernehmen nach in einigen Fällen nicht die Erwartungen erfüllte, dürfte nicht nur an strukturellen Themen wie zum Beispiel der Abwicklung gelegen haben. Im Bankensektor funktioniert eine Verpackung wie der ELTIF unserer Einschätzung nach gut. Im freien Vertrieb hingegen gibt es nach wie vor erhebliche Hürden.
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Jürgen Göbel: Das hängt vermutlich mit der allgemeinen Zurückhaltung zusammen, die wir im vergangenen Jahr gegenüber langfristig ausgerichteten Sachwertbeteiligungen beobachteten. Zudem sehen Anleger, aber auch viele Vermittler den Vorteil, dass der geschlossene Publikums-AIF etwas bietet, was dem ELTIF, der eher einem offenen Fonds ähnelt, fehlt: Die Transparenz durch greifbare Investments, während der ELTIF den Aufbau eines mehr oder weniger anonymen breiten Portfolios mit sich bringt. Insofern wird Euramco seiner bisherigen Ausrichtung mit der Emission von geschlossenen Publikums- und Spezial-AIF weiterhin treu bleiben.
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Thorsten Eitle: Dass der erwartete Aufschwung bisher ausblieb kann viele Gründe haben, sicherlich muss auch noch einiges für den Bekanntheitsgrad getan werden. Wir sehen großes Potenzial in der Anlageform und prüfen daher die Implementierung eines ELTIFs. Wir sind zuversichtlich, dass die verbesserten Rahmenbedingungen langfristig zu einem größeren Interesse und einer höheren Akzeptanz führen werden.
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Fabian Spindler: Mit der neuen ELTIF-Verordnung und dem von der BaFin dazu veröffentlichten FAQ hat der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen für diese Produktkategorie deutlich verbessert. Grundsätzlich bietet der ELTIF viel Flexibilität, er ist aber dennoch nicht universell für jede Investitionsstrategie geeignet. Aufgrund der erforderlichen Risikomischung und der Einschränkung bei der Aufnahme von Fremdkapital des ELTIF sehen wir auch weiterhin Vorteile bei den bekannten Produkten nach dem KAGB. Es ist außerdem davon auszugehen, dass die Umsetzung der AIFMD II auch die Flexibilität unter dem KAGB weiter erhöht, beispielsweise durch die Einführung des geschlossenen Sondervermögens für Publikumsfonds. Jamestown prüft und beobachtet die regulatorischen Rahmenbedingungen und die weiteren Entwicklungen fortlaufend, um jeweils die passende Produkthülle für die eigenen Investitionsstrategien wählen zu können.
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Nico Auel: Wir möchten die Möglichkeiten, die ELTIF 2.0 bietet, gezielt nutzen – zunächst, um Private Equity in Österreich wieder für Privatanleger in der Fläche zugänglich zu machen. Perspektivisch planen wir, auch in weiteren EU-Ländern aktiv zu werden. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass auch der ELTIF kein Selbstläufer ist. Er bringt einige Chancen mit sich, etwa was die Vertriebsbedingungen angeht. Dennoch handelt es sich eher um eine Evolution, statt um eine Revolution. Auch ELTIFs sind erklärungsbedürftig und illiquide beziehungsweise semi-illiquide. Eine Wachstumsstory etwa wie bei ETFs erwarte ich nicht. Dennoch bin ich überzeugt, dass sich die Entwicklungen im Zuge des ELTIF positiv auswirken und bereits zu höherer Aufmerksamkeit für unsere Produkt- und Anlageklasse geführt hat.
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Jörg Busboom: Die Novellierung und die damit einhergehende zunehmende Flexibilisierung geht definitiv in die richtige Richtung. Der ELTIF ist für bestimmte Vertriebswege ein interessantes Vehikel, das sich neben den KG-Modellen als zusätzliche „Sachwertverpackung“ etablieren wird. Der Markt muss sich jedoch noch finden. Wir als Ökorenta haben für 2025 nicht vor, einen ELTIF aufzulegen.
Clemens Thoma: Die Limitierung einzelner Anlagevermögenswerte auf maximal 20 Prozent führt zwar zu einer Diversifizierung und damit zu einer besseren Risikostreuung des ELTIF. Jedoch führt diese Limitierung auch systemimmanent zu einer Verpflichtung von mindestens fünf Einzelinvestments, was das Vehikel für bankenunabhängige Häuser wie Paribus deutlich weniger attraktiv macht.
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Gordon Grundler: Aller Voraussicht nach nicht. Diese Art von Investment-Vehikel ist grundsätzlich nicht uninteressant, doch wir sehen aktuell keine Gründe, einen solch neuen Sektor zu erschließen.
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Sven Jessen: Nein, reconcept wird weiterhin grüne, festverzinste Anleihen platzieren, keine ELTIFs.
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Frank Iggesen: Wir beobachten die Entwicklung zunächst ohne konkrete Produktplanungen. Die bei ELTIF gegebenen Rückgabemöglichkeiten für Anleger in einem tendenziell illiquiden Investmentmarkt bei Immobilien, führt unserer Einschätzung nach zu den gleichen Herausforderungen wie bei offenen Fonds. Hier lehrt uns als konservative Fondsboutique die jüngere Geschichte im Fondsmarkt.
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Volker Arndt: Wir haben bereits vor einem Jahr nicht damit gerechnet, dass die ELTIFs ein Gamechanger werden. Insofern sind wir heute auch nicht überrascht. Wir sehen dies auch nicht bei Immobilienfonds in 2025. Wie bereits im vergangenen Jahr werden wir auch in 2025 keinen ELTIF auflegen.
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Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS 01-02-2025 erschienen.