Marktanalyse: Viele Lebensversicherungen erwirtschaften nicht genug

Henning Kuehl
Henning Kühl

Harte Zeiten für die Lebensversicherungs-Branche: Der anhaltende Niedrigzins drückt die Erträge, und gleichzeitig fordert das neue Aufsichtsrecht Solvency die Bereitstellung hoher Eigenmittel. Wie sieht es also mit der Ertragskraft der Lebensversicherer aus? Dieser Frage ist Policen Direkt in einer jüngst veröffentlichten Analyse nachgegangen.

In dem sogenannten „Online-Schnell-Check“ hat das Unternehmen, das im Ankauf deutscher Lebensversicherungen tätig ist und laut eigener Angabe Zweimarktpolicen im Wert von rund einer Milliarde Euro verwaltet, die Finanzstärke der Lebensversicherer unter die Lupe genommen. In der frei zugänglichen Analyse wurden die aktuellen Erträge der Kapitalanlagen ins Verhältnis mit den Rechnungszinsanforderungen gesetzt (Garantiezinsen und Zuführung zur Zinszusatzreserve/ZZR). Dadurch, dass in der Erhebung die Pflichtangaben der vergangenen drei Jahre aufgeführt werden, lassen sich laut Policen Direkt mögliche Trends im zeitlichen Verlauf erkennen.

Das Ergebnis: Bei 30 von 84 Lebensversicherern reichen die im Jahr 2016 erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Im Vorjahr war dies mit 20 nur bei knapp einem Viertel der Versicherer der Fall. „Unsere Analyse zeigt, dass die Belastung der Lebensversicherer stark zunimmt“, sagt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt. „Mit Blick auf die Run-off-Diskussion ist dieses Ergebnis alarmierend für einige Lebensversicherer.“ Neben Konzernen mit einer laut Analyse guten Bonität wie etwa die Skandia Lebensversicherung, die mit ihren Kapitalerträgen 270 Prozent ihrer Garantieverpflichtungen erfüllen könnte, der Cosmos Lebensversicherung (131 Prozent) und Marktführer Allianz (128 Prozent), finden sich auf der „Negativ-Liste“ bekannte Namen wie Interrisk (88 Prozent) und Generali (88 Prozent). Der Konzern teilte auf Nachfrage von EXXECNEWS mit, dass das Ergebnis des Ratings hauptsächlich auf den Rückgang des Marktzinses und die damit verbundene, höhere Anforderung an die Zinszusatzreserve zurückzuführen ist. Zudem sei die Relevanz dieses Ratings eingeschränkt, da die Gesellschaft das Neugeschäft eingestellt hat. Für Bestandskunden seien die Garantien hingegen sicher. Auch die Debeka, mit Beitragseinnahmen von 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2016 der fünftgrößte Lebensversicherer in Deutschland, schnitt bei der Erhebung mit 80 Prozent wenig zufriedenstellend ab. „Kein Mitglied muss sich um die dauerhafte Erfüllbarkeit seiner Verträge Sorgen machen“, heißt es seitens des Konzerns auf EXXECNEWS-Anfrage. „Unsere Solvency-II-Bedeckungsquote liegt in der Lebensversicherung bei 322 Prozent – damit erfüllen wir die gesetzlichen Vorschriften mehr als umfassend. Aktuelle Berechnungen zeigen darüber hinaus, dass die Debeka Lebensversicherung die eingegangenen Garantieverpflichtungen auch bei anhaltend niedrigen Zinsen dauerhaft erfüllen kann“. Und zwar durch andere Töpfe: Durch das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) haben die Versicherer die Möglichkeit, ein negatives Kapitalergebnis mit einer anderen Ergebnisquelle, etwa den Gewinnen aus Verwaltungskosten oder Risikogewinnen zu subventionieren. Darauf verweist auch Policen Direkt im Zuge der Analyse. Kühl führt an, dass die einzelne Kennzahl Finanzstärke kein umfassendes Rating ersetzen kann - aber trotzdem einen Eindruck vermittele. Die Kennzahl treffe auch keine Aussage darüber, dass eine Versicherungsgesellschaft ihren Verpflichtungen 2016 nicht mehr nachkommen könne. „Es geht darum, Anhaltspunkte zu vermitteln, wie Versicherer den Verpflichtungen nachkommen – eben unter Einbeziehung anderer Quellen wie Risiko- oder Verwaltungsgewinnen“, so Kühl. Laut Allianz ist die Erhebung trotzdem eine Stichtagsbetrachtung und kann keine Aussage über die langfristige und nachhaltige Stärke eines Unternehmens treffen.

Ein Analyse also, die für Diskussionsstoff sorgt. Dies zeigt laut Policen Direkt auch die Resonanz auf die Erhebung: „Vor allen Dingen von Makler- und Kundenseite erhalten wir sehr viel positives Feedback, dass wir die Zahlen aufbereiten. Übrigens hat auch die Politik Interesse an der Analyse bekundet. Tatsächlich diskutieren wir auch mit Versicherungsgesellschaften und stellen dabei unsere Intention dar. Auch unser Fazit stellen wir stets heraus: Für die Kunden besteht aktuell auch vor dem Hintergrund der Run-off Debatte kein Grund zur Panik“, sagt Kühl.

Denn aller schlechter Kennzahlen zum Trotz: Im Fall eines Run-offs dürfen Versicherte nicht schlechter als vorher gestellt sein - für den Schutz hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Einhaltung des § 13 des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) zu gewährleisten. Deshalb beaufsichtigt die Anstalt eine Reihe von Lebensversicherern laut eigener Aussage besonders intensiv. „Und dafür haben wir gute Gründe“, sagte Felix Hufeld, Präsident der BaFin, auf der Jahrespressekonferenz im Mai. Einen Aspekt des Wandels in der Versicherungsbranche wertet die Anstalt aber explizit als positiv: Durch den Trend hin zu Produkten ohne feste Garantien wartet die Branche mit einem stärker diversifizierten Angebot auf. Genau dies verlange die BaFin seit Jahren.

Der Artikel ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 25/2017.

www.exxecnews.de

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