Wie Phönix aus der Asche

Einer der bedeutendsten globalen Trends ist die Öffnung des privaten Kapitalmarktes für Retail-Anleger. In der Rolle des Phönix: Der ELTIF 2.0 mit dem Potenzial, nach der Anfang des Jahres verabschiedeten Reform, glanzvoll aus der Asche zu steigen.
Dieses innovative und europäisch harmonisierte Anlagevehikel ermöglicht Retail-Investoren, deutlich einfacher in Assetklassen des Privatmarktes zu investieren, die traditionell nur für institutionelle und/oder semi-professionelle Anleger vorgesehen waren.
Während die Presse noch viel über die Vor- und Nachteile dieser nicht mehr so neuen Neuigkeit des privaten Kapitalmarktes diskutiert, wird klar, dass noch einiges an Aufklärungsarbeit und Wissenstransfer von Nöten ist. Und zwar betrifft das alle Parteien der Wertschöpfungskette, die wir je nach Verantwortung in drei Gruppen unterteilen können (siehe Schaubild unten):
- Governance: Asset Manager
- Execution/Abwicklung: Transfer Agents und Clearing- & Settlement-Häuser
- Distribution: Fondsplattformen und Distributoren (Banken, Family Offices, IFAs, Vermögensverwalter, etc.) sowie der private Investor
Der Wissenstransfer und die Aufklärung sind aus mehreren Gründen von entscheidender Bedeutung:
- Historische Vorbelastung: Kapitalanlagen in illiquide Vermögenswerte sind historisch bei Distributoren und privaten Investoren meist negativ vorbelastet.
- ELTIF 1.0: Die erste Version des ELTIF war in vielerlei Hinsicht ein Misserfolg - das hat Vertrauen gekostet.
- Administrative Komplexität: Die durch den ELTIF 2.0 neu gewonnenen Gestaltungsfreiheiten bringen unter Umständen eine gewisse administrative Komplexität mit sich, insbesondere im Hinblick auf Rücknahme- und Kündigungsfristen. Das wiederum stellt die vorhandenen IT-Systeme auf Seiten der Distributoren vor Herausforderungen, da diese auf Produkte des öffentlichen Kapitalmarktes ausgelegt sind.
Während Asset Manager meist langjährige Erfahrung mit Strukturen im Privatmarkt vorweisen können, tun sich die restlichen Dienstleister der Wertschöpfungskette mit der Variantenvielfalt des ELTIFs vor allem in der Administration schwer.

Wie kann nun Phönix dennoch aus der Asche steigen?
Der ELTIF 2.0 ist also nicht standardisiert, sondern teilweise hochgradig individuell und deshalb entsprechend aufwendig in der Umsetzung. Um die Information vom Produktgeber zum Depotführer zum Kunden zu bringen, muss automatisiert werden. Wenn nun aber Abwickler, also die Transfer Agents und Clearing- und Settlement-Häuser, diese Informationen nicht verarbeiten können, weil deren Systeme nicht darauf ausgelegt sind, dann funktioniert die automatisierte Einbuchung eben nicht.
Darüber hinaus wird auf Distributorenseite, wie bei Banken sowie IFAs und Vermögensberatern, auf unterschiedlichen Systemen gearbeitet. Und die, die bisher schon Privatmarktprodukte vertrieben haben, arbeiten im Wesentlichen papierbasiert parallel zur automatisierten Infrastruktur, die sie bereits für die liquiden Anlageprodukte nutzen.
Wie also diese Parallelwelten miteinander vereinen?
Das Rahmenwerk des ELTIF 2.0 hat darauf eine Antwort: Grundsätzlich kann die Infrastruktur aus der liquiden Welt genutzt werden. Das ist allerdings nicht ganz so trivial wie es klingt. Wie bereits erwähnt ist die Gestaltungsvielfalt einzelner ELTIFs eine der Herausforderungen auf Seiten der Dienstleister in der Wertschöpfungskette. Ob closed-end oder semi-liquide Strukturen mit Mindesthaltedauern und individuellen Kündigungsfristen – sie alle können nur über intelligente Softwarelösungen integrativ administriert werden.

Aber: It takes two to tango!
Selbst der reformierte ELTIF 2.0 kann nicht ohne den effizienten Informationsfluss zwischen den Dienstleistern, plötzlich wie ein Phönix aus der Asche steigen und aus dem ursprünglichen Misserfolg einen Erfolg machen.
Hier bieten digitale End-to-End Distributionsplattformen eine Lösung, indem diese die notwendige Verknüpfung der verschiedenen Marktteilnehmer miteinander ermöglichen. So weiß der jeweils vor- oder nachgelagerte Akteur im Anlageprozess, was der andere macht. Dazu gehört die Digitalisierung der Erfassung von Investorendaten, die Automatisierung der Informationsübermittlung an Verwahr- und Abwicklungsstellen sowie die Einbuchung von Privatmarktprodukten in Kundendepots.
Dies führt schließlich dazu, dass die Parallelwelten der liquiden und illiquiden Produkte der Vergangenheit angehören. Mit der nahtlosen Integration in bestehende Systeme wird zudem eine breitere Marktakzeptanz gefördert.
Fazit
So wie sich UCITS-Fonds und ETF als die Instrumente der Wahl für eine Anlage am öffentlichen Kapitalmarkt etabliert haben, hat der ELTIF die Chance und das Potential zum bevorzugten Vehikel im privaten Kapitalmarkt zu werden. Die Zukunft ist vielversprechend, erfordert jedoch strategischen Weitblick und operative Agilität. Diejenigen, die das Potenzial der ELTIFs effektiv nutzen können, werden die Spitze in dieser neuen Ära des Asset Managements anführen.
Der Beitrag ist zuerst im Jahrbuch der Deutschen Anlageberatung 2024 erschienen.
Jamal El Mallouki ist Co-Founder und Chief Growth Officer der portagon GmbH, Frankfurt am Main.
portagon ist die führende Distributionsplattformen für alternative Investments im privaten Kapitalmarkt. Durch seine standardisierte end-to-end Softwarelösung und seinem einzigartigen digitalen Marktplatz ist das Unternehmen sowohl für Emittenten als auch
für Distributoren der präferierte Partner. Durch die Nutzung einer voll digitalen, rechtskonformen Zeichnungs- und Beraterstrecke haben Distributoren erhebliche Zeit- und Kostenersparnisse bei gleichzeitiger Minimierung von Haftungsrisiken.
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