Deutscher Versicherungsmarkt: Brexit führt zu Rückgang der Nutzung des EU-Passports
Versicherer mit Hauptsitz im Ausland sind seit langem ein selbstverständlicher Teil des deutschen Versicherungsmarkts. Neue Daten zeigen jedoch deutlich die strukturellen Nachwehen des Brexit. Versicherer des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) betreiben ihr Deutschlandgeschäft weiterhin überwiegend über deutsche Tochterunternehmen mit Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Das bestätigt eine Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) basierend auf aktuellen Daten der BaFin.
Versicherer aus dem Ausland seien aber nicht nur über Tochtergesellschaften in Deutschland tätig. Viele nutzten auch die Möglichkeiten des europäischen Versicherungsbinnenmarkts: Jeder Versicherer, der in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) eine Lizenz für das Versicherungsgeschäft erlangt hat, könne ohne erneute Zulassung mit diesem „Europäischen Pass“ unter der Finanzaufsicht des Heimatlands in allen EWR-Ländern tätig sein (sogenanntes „Passporting-Geschäft“). In den vergangenen Jahren war insbesondere bei den Unternehmen, die für den freien Dienstleistungsverkehr in Deutschland angemeldet sind, ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Ein zentraler Faktor war laut GDV der Brexit, durch den britische Versicherer ihren europäischen Pass verloren haben. 2015, im Jahr vor der Brexit-Entscheidung, war UK noch das wichtigste Herkunftsland der Passporting-Versicherer. EWR-Versicherer tragen laut GDV zu einer breiteren Produktpalette und mehr Innovationsdynamik am deutschen Versicherungsmarkt bei. Beispielsweise haben einige der Insurtech-Start-ups, die in Deutschland als Versicherer aktiv sind, ihren Sitz in einem anderen EWR-Land und bieten ihren deutschen Kunden Versicherungsschutz im Niederlassungsgeschäft. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 490.000 Mitarbeitern, 454 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,8 Billionen Euro zusammengeschlossen.