GDV: Aktive Beratung wichtig beim Vertrieb nachhaltiger Versicherungen
Information und Glaubwürdigkeit sind die wichtigsten Faktoren bei der Verbreitung von nachhaltigen Versicherungen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Technischen Universität München (TUM) und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Spätestens seit Anfang August gehöre die Frage nach Nachhaltigkeitspräferenzen zu jeder Beratung bei der Vermittlung von Versicherungsanlageprodukten. Das regele die jetzt in Kraft getretene EU-Beratungsverordnung. Dabei sei es unerheblich, ob es sich um ein Gespräch beim Vertreter oder Makler handelt oder die Versicherung direkt über eine App abgeschlossen wird. Die Versicherer seien Teil der ökologisch nachhaltigen Transformation. Mit Blick auf den Klimawandel und damit verbundenen zunehmenden Risiken haben Versicherungsunternehmen laut GDV großes Interesse daran, den Wandel zu treiben. Daher wollen sie verstehen, wann und unter welchen Umständen Kunden nachhaltige Entscheidungen treffen. Denn klar sei: Die Beratung zu nachhaltigen Finanzdienstleistungen wie Versicherungen ist meinungsbildend und hat Einfluss auf die Gesellschaft. „Es ist nur wenigen Menschen bekannt, dass die Versicherer als Risikoträger und Investoren einen großen Einfluss auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele haben“, sagt Gunther Friedl, Inhaber des Lehrstuhls für Controlling an der TUM, der die verhaltensökonomische Experimentalanalyse geleitet hat. „Wenn in der Beratung klar wird, dass die Versicherer ein echtes Eigeninteresse an der Transformation haben und eine große Hebelwirkung entwickeln können, springt der Nachhaltigkeitsgedanke schnell auf die Kundinnen und Kunden über.“
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind: Nachhaltigkeitspräferenzen ändern sich. Sie können kurzfristigen Trends unterliegen, zum Beispiel als Reaktion auf aktuelle Ereignisse. Nicht immer spiegelt dies auch langfristige Überzeugungen wider. Beratung muss dies berücksichtigen und in gewissen zeitlichen Abständen überprüfen. Versicherungsinteressenten entscheiden sich öfter für ein nachhaltiges Versicherungsprodukt, wenn die Beiträge in „ökologische“ anstelle von „ESG-konforme“ Unternehmen investiert werden. Die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Begriffswelt ist nicht selbsterklärend. Erläuterungen und Aufklärung über die damit verbundenen zahlreichen Aspekte von Nachhaltigkeit ist daher wichtig. Gerade junge Kunden seien zudem für nachhaltige Produkte besonders offen. So präsentieren sich Schüler und Studenten/Azubis durchweg am nachhaltigsten. Rentner, die Nachhaltigkeit ohnehin bevorzugen, akzeptieren auch einen Preisaufschlag für nachhaltige Produkte.
Der Erhebung liegt eine repräsentative Befragung von 705 Personen zu Grunde. Der Untersuchungszeitraum reichte von Februar bis Juli 2022. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 487.500 Mitarbeitern, 454 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,8 Billionen Euro zusammengeschlossen.