GDV: Für einen zukunftsfähigen "Open Insurance"-Rechtsrahmen
Im September 2020 veröffentlichte die EU-Kommission ihre „Strategie für ein digitales Finanzwesen in der EU“. Darin kündigt sie „Rechtsvorschriften für ein offenes Finanzwesen“ (Open Finance) bis Mitte 2022 an. Die Vorschriften sollen Mechanismen für eine stärkere Datenteilung im Finanzsektor schaffen. Nach ersten Aussagen der EU-Kommission könnten sich diese an den Zugriffsmöglichkeit auf Kontodaten aus der zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD II) orientieren. Die genaue Ausgestaltung des Rechtsrahmens stehe jedoch noch nicht fest, so merkt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) an.
Im Februar 2021 hat die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA ein Diskussionspapier „Open Insurance: Accessing and sharing insurance-related data“ zur Konsultation gestellt. Ziel sei es, das Vorhaben der EU-Kommission für den Versicherungsbereich vorzubereiten und zu flankieren, indem wesentliche Fragen vorab untersucht und mit interessierten Beteiligten diskutiert werden.
Der Verband spreche sich grundsätzlich gegen neue Datenzugangsverpflichtungen und für die Förderung freiwilliger Kooperationen aus. Mögliche verpflichtende Ansätze hätten weitreichende Konsequenzen und Risiken. Strikte regulatorische Vorgaben könnten zudem Innovationen in der Versicherungswirtschaft hemmen. Bestehende freiwillige Mechanismen zum Datenaustausch und zur Kommunikation in der Branche seien Beleg dafür, dass die Ziele von Open Insurance auch ohne verpflichtenden Datenaustausch erreichbar seien.
Angesichts neuartiger Wettbewerber und vielfältiger Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten in der Datenökonomie sei es essenziell, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu erhalten. Das vermeide Marktverzerrungen und Monopolisierungstendenzen (unter anderem im Wettbewerb mit „Bigtechs“) und sei daher im Interesse der Kunden. In diesem Zusammenhang sollten auch bestehende regulatorische Barrieren überprüft werden. Beispielsweise wäre eine Modernisierung von Artikel 18 Solvency II sinnvoll, denn daraus resultiere derzeit eine übermäßige Beschränkung der Versicherer in den für sie erlaubten Geschäftstätigkeiten. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 488.000 Mitarbeitern, 449 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,7 Billionen Euro zusammengeschlossen.