Run-off in der Lebensversicherung: Wie verhalten sich die Kunden?
In den vergangenen Wochen ist es laut Assekurata Assekuranz Rating-Agentur etwas ruhiger um das Thema Run-off in der Lebensversicherung geworden. Doch durch die jüngst bekannt gewordene Überschussdeklaration der Proxalto Lebensversicherung sei die Diskussion neu entflammt. Denn mit 1,25 Prozent deklariert die ehemalige Generali Lebensversicherung die wohl mit Abstand niedrigste laufende Verzinsung für das aktuelle Jahr, was öffentlich für Aufsehen und lautstarke Kritik insbesondere vom Bund der Versicherten sorgte. Scheinen sich doch hiermit die Vorurteile gegenüber den Run-off-Plattformen zu bewahrheiten, dass diese aufgrund des fehlenden Wettbewerbsdrucks im Neugeschäft und der bestehenden Investoreninteressen ihre Kunden in geringerem Maße am Rohüberschuss beteiligen als vor dem Eigentümerwechsel.
Es stehe zu vermuten, dass eine solch rigide Überschusspolitik in Verbindung mit den öffentlich ausgetragenen Kontroversen über kurz oder lang die Kunden verärgere, was dann eine hohe Stornoanfälligkeit von Run-off-Gesellschaften zur Folge haben könnte. Ob diese Vermutung zutrifft, sei eine der Fragen, der Assekurata in der Studie „Run-Off in der Lebensversicherung“ nachgegangen ist. Dafür hat Assekurata die Stornoquote des gesamten Lebensversicherungsmarktes mit einer Vergleichsgruppe von Run-off-Gesellschaften abgeglichen.
Seit 2009 hätten sich sowohl die Quoten der Run-off-Gesellschaften als auch die des Lebensversicherungsmarktes sukzessive verringert. Eine Kündigungswelle bei den Run-off-Gesellschaften sei also bisher ausgeblieben. Im Gegenteil: Mit 3,35 Prozent lag die Stornoquote 2018 das dritte Mal in Folge sogar unter dem Marktniveau (4,24 Prozent).
Relativierend sollte bei der Analyse der Stornoquoten von Run-off-Versicherern jedoch berücksichtigt werden, dass bei geschlossenen Beständen die Stornoquote bereits aufgrund niedrigeren Frühstornos strukturell geringer ausfalle. In einer ergänzenden Berechnung der Stornoquote exklusive Frühstorno würde die Marktstornoquote um 0,36 Prozentpunkte geringer ausfallen, während dieser Effekt bei den Run-off-Versicherern nur 0,24 Prozentpunkte ausmacht. Demnach würden die Run-Off-Versicherer auch unter Berücksichtigung dieses Umstands mit 3,11 Prozent weiterhin eine überdurchschnittliche Bestandsfestigkeit gegenüber dem Markt (3,88 Prozent) aufweisen.
Unter rein finanzrationaler Betrachtung seien die geringen Stornoquoten von Run-off-Gesellschaften wenig überraschend: Eine vorzeitige Beendigung eines Lebensversicherungsvertrags habe für den Versicherungsnehmer oft negative Auswirkungen. Demzufolge sei das Storno eines Vertrags, vor allem im anhaltenden Niedrigzinsumfeld, nur in äußerst wenigen Fällen sinnvoll. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Assekurata
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