Solvenzquoten 2020: Lebensversicherer reagieren auf Belastung durch Corona-Krise stabil
Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer liegen im Schnitt bei knapp 390 Prozent und damit knapp zehn Prozent unter dem Vorjahr. 17 Gesellschaften befinden sich jetzt in „enger Manndeckung“ der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) (2019: 13). Die Nettoquote ohne bilanzielle Hilfen und Übergangsmaßnahmen liegt knapp 20 Prozent unter dem Vorjahresschnitt. Die Zahl der Unternehmen, die vor sehr großen Herausforderungen steht, ist nahezu unverändert. Das meldet Policen Direkt, Anbieter im Zweitmarkt für Lebensversicherungen.
„Covid-19 fordert Lebensversicherer auch in ihrer Finanzstabilität. Das erste Krisenjahr hat die Risikopuffer der Gesellschaften deutlich belastet“, sagt Henning Kühl, leitender Aktuar von Policen Direkt mit Blick auf die aktuellen Solvenzquoten: „Vor allem das weiter gesunkene Zinsniveau hat zu einer Erhöhung der Kapitalanforderungen oder zu einem Rückgang bei den anrechnungsfähigen Eigenmitteln geführt. Das hat Auswirkungen auf die Solvenzquoten.“ Die Gesellschaften verzeichneten bei der aufsichtsrelevanten Quote teils deutliche Rückgänge. Zur Sicherung der Finanzstabilität wurden auch weitere bilanzielle Hilfen wie Volatilitätsanpassungen (VA) oder Übergangsmaßnahmen bei der BaFin beantragt. Gleichzeitig zeige sich die Branche alarmiert: Man wolle angesichts der immer noch unklaren Lage schnell auf weitere Änderungen der Finanz- und Risikolage reagieren können.
Versicherer haben laut den zum Stichtag 8. April veröffentlichten Berichten Krisenstäbe gebildet und führen regelmäßig spezielle Covid-Stresstests durch, mitunter setzen sie in ihren Modellen auch Stornoschocks an. Mit derartigen zusätzlichen Berichtsinstrumenten wollten die Unternehmen die Situation fortlaufend analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen können. Nur einzelne Versicherer gehen laut Policen Direkt in ihren Solvenzberichten nicht auf die Corona-Krise ein.
Die Solvenzquoten zeigten, dass kleinere Versicherer mit hohem Garantiebestand und diejenigen, die bereits in der Vergangenheit nur mit Übergangsmaßnahmen eine Solvenzquote von über 100 Prozentpunkten erreicht haben, jetzt vor noch größeren Herausforderungen stehen. Wie die Korridor-Analyse verdeutliche, geht es mitunter darum, überhaupt noch Neugeschäft zeichnen zu können. Jüngst habe Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund darauf hingewiesen, dass Versicherer in den nächsten Jahren große Schwierigkeiten bekommen könnten und damit ihre Lizenz für das Neugeschäft riskieren.
Einige der Ergebnisse: 22 Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen (Nettoquote plus VA unter 150 Prozent). 22 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent (2019: 19) aktuell vor großen Herausforderungen. Dort gehe es um bestehende Garantieanforderungen und darum, sich in Zukunft überhaupt noch Neugeschäft leisten zu können. 39 der Unternehmen sind weitgehend gerüstet (Netto plus VA 150 bis 300 Prozent). Bei 39 Unternehmen (2019: 29) mit einer Nettoquote plus VA von 150 bis 300 Prozent sieht Kühl die finanzielle Stabilität weitgehend gewährleistet und gerüstet für Extremszenarien. Sie seien in der Lage, den eingegangenen Versprechen auch in Zukunft nachzukommen. 21 Unternehmen sind mit großen Risikopuffern (Netto plus VA über 300 Prozent) ausgestattet. 21 Unternehmen (2019: 36) sind aufgrund ihrer vergleichsweise komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote plus VA von mehr als 300 Prozent sehr gut gewappnet und können weitere Verschärfungen der Lage bewältigen oder im Neugeschäft weitreichende Zusagen geben, so heißt es seitens Policen Direkt. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Policen Direkt
Die Policen-Direkt-Gruppe ist Marktführer im Zweitmarkt für Lebensversicherungen und der führende Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarktpolicen. Insgesamt verwaltet Policen Direkt Zweitmarktpolicen im Wert von rund einer Milliarde Euro und ist damit der größte Asset Manager für Zweitmarktpolicen in Deutschland und gleichzeitig größter institutioneller Versicherungsnehmer.