CFA: Positionspapier für die Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge vorgelegt
Die CFA Society Germany, Berufsverband für Investmentmanager und professionelle Investoren, hat ein Positionspapier zur Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge (AV) in Deutschland vorgestellt. Darin formulieren die Autoren zwölf konkrete Empfehlungen, um die aus Sicht des Verbandes dringlichsten Reformbedarfe im Bereich der betrieblichen und privaten Altersvorsorge zu adressieren.
Insbesondere bemängeln die Autoren die Transparenz, Vergleichbarkeit und Verständlichkeit von Altersvorsorgeprodukten, den limitierten Zugang einzelner Bevölkerungsgruppen (etwa Selbstständige und Nicht-Erwerbstätige) zur staatlich geförderten AV sowie die geringe Flexibilität hinsichtlich heutiger Erwerbsbiografien mit häufigen Arbeitgeberwechseln oder Wechseln zwischen Anstellungsverhältnis, Selbstständigkeit und etwa Pflege- oder Elternzeit. Zudem sei die steuerliche Behandlung von AV-Produkten für viele Vorsorgende unübersichtlich.
Auf Basis der Analyse ausgewählter internationaler Vorsorgemodelle entwickelten die Autoren zwölf Empfehlungen zur Reform der deutschen betrieblichen Altersvorsorge (bAV) und privater Altersvorsorge (pAV). Sie regen unter anderem die Integration der bAV und pAV sowie die Schaffung einer zentralen (gegebenenfalls staatlich geführten) Stelle für Ausschreibung, Vertrieb und Verwaltung von Altersvorsorgeprodukten und -anbietern an. Über eine zugehörige Online-Plattform könnten auch umfassende Informationsangebote für Vorsorgende (Finanzbildung) bereitgestellt werden. Ein auf diese Weise organisierter offener und direkter Wettbewerb der Anbieter soll eine größere Kostenkontrolle und -effizienz ermöglichen. Zudem sollte die staatlich geförderte AV für alle Erwerbstätigen zugänglich sein. Um die Verbreitung der bAV in der deutschen Bevölkerung zu steigern, sprechen sich die Autoren für ein sogenanntes „Automatic Enrollment/Opt-out“-Prinzip aus.
Susan Spinner, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der CFA Society Germany: „Deutsche Sparerinnen und Sparer unterschätzen vielfach ihre eigene Versorgungslücke im Alter oder sind unsicher, wie sie diese bestmöglich durch eigenes Handeln schließen können. Reformen sind dringend erforderlich, um die administrativen, steuerlichen und informativen Hürden abzubauen, die eine individuelle Vorsorge erschweren. Als Teil eines globalen Netzwerks von Investment Professionals war es für uns naheliegend, nach internationalen Modellen zu schauen, um mögliche Lösungsansätze für die Problemstellungen in Deutschland zu finden.“
„Dabei ist uns natürlich bewusst, dass das, was in einem anderen Land gut funktioniert, nicht unverändert auf Deutschland übertragen werden kann“, so Spinner weiter. „Aber genauso wissen wir, dass fast alle entwickelten Industrienationen in Sachen Alterssicherung mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind. Da lohnt es sich, voneinander zu lernen und Anregungen für die zukünftig Gestaltung der Altersvorsorge in Deutschland aufzunehmen.“ Das Positionspapier entstand in einer Arbeitsgruppe von 14 Mitgliedern der CFA Society Germany.
Quelle: Pressemitteilung CFA Institute
Als globaler Non-Profit-Berufsverband für die Investmentbranche engagiert sich das CFA Institute für ethische und professionelle Branchenstandards in der Finanzindustrie. Das CFA Institute ist in 154 Lokalverbänden organisiert und hat weltweit mehr als 165.000 Mitglieder in über 163 Ländern. In Deutschland ist der Verband seit 2000 durch die CFA Society Germany e.V. vertreten, dem mit über 2.700 Mitgliedern mitgliedsstärksten Berufsverband für professionelle Investoren und Investmentmanager in Deutschland. (mb1)