Versicherungsaufsicht 2025: Stabilität der Versicherer stärken
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) setzt für das Jahr 2025 klare Prioritäten in der Versicherungsaufsicht: „Wir wollen die Zukunftsfähigkeit und die Stabilität der Versicherer stärken und die Wohlverhaltensaufsicht weiterentwickeln“, sagte Exekutivdirektorin Julia Wiens bei der 13. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht.
Zu den Themen, die aus Aufsichtsperspektive für die Versicherungsbranche besonders wichtig sind, gehören wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle, Stressresistenz gegenüber widrigen Kapitalmarktszenarien, ein leistungsstarkes Risikomanagement, eine angemessene Governance sowie eine moderne IT. Wiens sieht die deutsche Versicherungsbranche insgesamt solide aufgestellt, jedoch sei das Umfeld, in dem die Versicherer agieren müssen, äußerst anspruchsvoll. Die wirtschaftliche Entwicklung sei unsicher und die Risiken der Geopolitik seien weiterhin hoch, hinzu kämen Bedrohungen für die IT-Infrastruktur und die Cyber-Sicherheit. „Deshalb werden wir im neuen Jahr eine Reihe von Themen angehen, um die Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Versicherer zu stärken“, so Wiens.
Für die Finanzaufsicht bleibt auch der Schutz der kollektiven Interessen der Versicherten wesentlich. Dafür werde die Aufsicht ihre Strategie beim Thema Wohlverhalten weiterentwickeln, kündigte Wiens an. Die BaFin hatte im August 2024 erste Ergebnisse ihrer Prüfungen zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildendenen Lebensversicherungen bekannt gegeben. Demnach boten einige Produkte der Branche schlichtweg keinen angemessenen Kundennutzen. Wiens unterstrich: „Im nächsten Jahr wollen wir uns vor allem Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer ansehen. Außerdem wollen wir im Zuge der Wohlverhaltensaufsicht auch andere Sparten in den Blick nehmen.“ Denn der Grundsatz, dass Produkte einen angemessenen Kundennutzen bieten müssen, gelte universell.
Zusätzlich zu den Aufsichtsthemen wird sich die Versicherungsaufsicht 2025 auch mit drei wichtigen Regulierungsvorhaben auseinandersetzen: der laufenden Überprüfung von Solvency II, der neuen Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherungsunternehmen sowie der Verordnung über Künstliche Intelligenz. Im kommenden Jahr will die BaFin zudem weitere Maßnahmen ergreifen, um den administrativen Aufwand für die Versicherungsunternehmen zu senken. „Bürokratieabbau bleibt auf unserer Agenda“, so Wiens. Denn weniger Bürokratie entlaste sowohl die Unternehmen als auch die Aufsicht. Gleichzeitig dämpfte Wiens überhöhte Erwartungen: Bürokratieabbau sei leicht gefordert, aber in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. „Es braucht einen langen Atem.“
Die Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht findet regelmäßig in Bonn statt. Neben den künftigen Herausforderungen für die Versicherungswirtschaft stehen die aktuellen Entwicklungen der Aufsicht bei der Konferenz im Mittelpunkt. Bei der diesjährigen Konferenz besprachen die rund 450 Teilnehmer von Unternehmen, Verbänden und der Aufsicht Themen wie IT-Resilienz, Altersvorsorge und Wohlverhaltensaufsicht. (DFPA/mb1)
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist eine selbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn und Frankfurt am Main. Sie vereinigt die Aufsicht über Banken und Finanzdienstleister, Versicherer und den Wertpapierhandel unter einem Dach. Ihr Hauptziel ist es, ein funktionsfähiges, stabiles und integres deutsches Finanzsystem zu gewährleisten.