Deutsche Sparquote wächst auf über 20 Prozent
In „Normalzeiten“ folgt die Sparquote privater Haushalte in Deutschland einem saisonalen Muster: Im ersten Quartal – nach Weihnachten und vor der Urlaubssaison – legen die Bürger mit durchschnittlich gut 14 Prozent einen hohen Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante, während die Sparrate in den nachfolgenden Quartalen mit rund neun bis zehn Prozent deutlich niedriger ausfällt. Als Folge der Corona-Krise wird das übliche Muster in diesem Jahr jedoch ordentlich durcheinandergewirbelt, schreibt Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt der DZ Bank, in einem Blogbeitrag.
Laut Bielmeier fiel die Sparquote bereits im ersten Quartal mit 16,5 Prozent deutlich höher aus als in den Vorjahren und im zweiten Quartal stieg sie gar auf 20,1 Prozent. Die Gründe dafür sieht Bielmeier in der Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, Lockdown und Reisebeschränkungen, die vor allem in der ersten Hälfte des zweiten Quartals den privaten Verbrauch massiv behinderten, sowie in der Ende des zweiten Quartals für die zweite Jahreshälfte angekündigten Mehrwertsteuersenkung. Dass die Sparquote dermaßen stark anstieg, hänge aber auch damit zusammen, dass die Einkünfte der Privathaushalte angesichts der Ausmaße der anhaltenden Corona-Krise bisher erstaunlich stabil blieben: Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 fiel das verfügbare Einkommen im zweiten Quartal 2020 nur 0,8 Prozent niedriger aus. Dagegen ist der private Verbrauch nominal um 11,7 Prozent eingebrochen.
Auch in der zweiten Jahreshälfte dürfte die Sparquote aus Sicht von Bielmeier hoch bleiben und im Gesamtjahr auf rund 16 Prozent steigen, verglichen mit 10,9 Prozent im Jahr 2019. Gerade das zweite Quartal 2020 zeige sehr deutlich, dass einkommensstützende Maßnahmen im Kontext der Corona-Krise zwar erfolgreich die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte stabilisieren konnten, die Sparquote aber trotzdem stark anstieg und der Konsum einbrach. Vor diesem Hintergrund könne die vergangene Woche vom Bundeskabinett beschlossene Verlängerung der großzügigen Regelungen zur Kurzarbeit bis Ende 2021 kritisch gesehen werden. Dies gelte vor allem auch, wenn damit der wirtschaftliche Strukturwandel behindert wird und die Volkswirtschaft an Effizienz verliert, weil Fachkräfte in kriselnden Unternehmen gehalten werden, während andere Firmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell händeringend qualifiziertes Personal suchen. (DFPA/JF1)
Quelle: „Bielmeiers Blog“ DZ Bank
Die DZ Bank AG mit Sitz in Frankfurt am Main ist das Zentralinstitut innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Sie fungiert darüber hinaus als Holding für Verbundunternehmen der DZ Bank-Gruppe und koordiniert die Spezialinstitute innerhalb der Gruppe.