Deutscher Einzelhandelsinvestmentmarkt mit schwachem Jahresauftakt
Im ersten Quartal 2021 wurden deutsche Einzelhandelsimmobilien für 1,2 Milliarden Euro gehandelt. Nach dem Rekord-Jahresauftakt des Vorjahres von 4,2 Milliarden Euro handelt es sich zwölf Monate später um eines der schwächsten Erstquartale der vergangenen zehn Jahre. Die Zahl der erfassten Transaktionen halbierte sich nahezu von über 80 auf 45. So das Ergebnis einer Marktanalyse des Immobiliendienstleisters Colliers International.
Das Transaktionsvolumen am Gesamtmarkt reduzierte sich gegenüber dem Allzeithoch aus dem Vorjahr um 50 Prozent, in der Assetklasse Einzelhandel sogar um 71 Prozent. Der wegen des außergewöhnlichen ersten Quartals 2020 aussagefähigere Fünfjahresschnitt wurde über alle gewerblichen Nutzungsarten hinweg um 28 Prozent verfehlt, im Einzelhandelssegment um 50 Prozent. Der Marktanteil dieser Assetklasse sank von 24 Prozent im Vorjahr auf aktuell 14 Prozent und nimmt damit Platz 3 hinter Büroimmobilien mit 36 Prozent und den derzeit stark nachgefragten Industrie- und Logistikimmobilien mit 22 Prozent ein.
Einzeldeals dominierten das Marktgeschehen mit 753 Millionen Euro beziehungsweise 61 Prozent Marktanteil. Wegen der marktprägenden Paketkäufe, Übernahmen und Beteiligungen vor einem Jahr hat der Portfolioanteil von 75 Prozent auf 39 Prozent abgenommen, liegt aber dennoch über dem Anteil des Gesamtmarktes von 32 Prozent.
Auf Fachmärkte und Fachmarktzentren fällt ein Marktanteil von 53 Prozent bei den Transaktionen und 47 Prozent beim Transaktionsvolumen. Neben dem Lebensmitteeinzelhandel gehen auch Baumärkte sowie Sport- und Freizeitfachhandel gestärkt aus der Krise hervor. Geschäftshäuser in High-Street-Lagen sowie innerstädtische Waren- und Kaufhäuser folgen mit 44 Prozent Volumenanteil. Shoppingcenter liegen mit Abstand auf Platz drei und vereinen neun Prozent auf sich.
Bei der räumlichen Verteilung der Transaktionen spielen die sieben größten Investmentzentren mit zwölf Prozent derzeit eine sehr untergeordnete Rolle, B- und C-Städte kommen zusammen auf neun Prozent. Mit 79 Prozent findet das Gros der Transkationen außerhalb dieser größeren Städte statt.
Aud Käuferseite belegen erneut offene Immobilien- und Spezialfonds mit 367 Millionen Euro (30 Prozent Marktanteil) den ersten Platz, vor Privatinvestoren und Family Offices mit 243 Millionen Euro (20 Prozent Marktanteil) sowie Asset- und Fondsverwalter mit 217 Millionen Euro (17 Prozent). Bei den Verkäufern liegen Asset- und Fondsmanager gleichauf mit Projektentwicklern (jeweils 20 Prozent) und privaten Investoren mit 17 Prozent.
Im Bereich der Spitzenrenditen sind keine Veränderungen zu beobachten. Für Einzelhandelsobjekte ist eine weiterhin divergierende Entwicklung im Jahresverlauf zu erwarten. Renditekompressionen vor allem bei Fachmärkten mit Lebensmittelschwerpunkt werden deutlich unterhalb der 5,00 Prozent verlaufen. Dagegen sind Renditesteigerungen bei Einkaufszentren und High-Street-Objekten zu erwarten. Erstere tendieren Richtung 5,00 Prozent, letztere Richtung 3,00 Prozent.
Hoenig-Ohnsorg: „Dem schwachen Jahresauftakt wird in der zweiten Jahreshälfte eine spürbare Marktbelebung folgen. Derzeit am Markt befindliche Großportfolien vor allem im Fachmarktbereich mit Lebensmittelschwerpunkt, aber auch Mischportfolien mit Einzelhandelsanteilen können das Transaktionsvolumen bis zum Jahresende noch wieder in die Nähe von zehn Milliarden Euro bringen, wie es die Jahre 2016 und 2018 mit ähnlichem Jahresauftakt auch gezeigt haben. Allerdings ist das Rückschlagpotenzial bei erneuter, unvorhersehbarer Verschärfung des Pandemiegeschehens im Einzelhandelssegment außerhalb der Nahversorgung höher als in anderen Assetklassen.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Colliers
Colliers International Deutschland ist ein Immobilienberatungsunternehmen und an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden vertreten. Das Dienstleistungsangebot umfasst unter anderem die Vermietung und den Verkauf von Büro-, Gewerbe-, Hotel-, Industrie-, Logistik- und Einzelhandelsimmobilien, Fachmärkten, Wohnhäusern und Grundstücken. Weltweit ist die Colliers International Group mit rund 15.000 Experten in 68 Ländern tätig.