Donner & Reuschel: Kapitalmärkte im Bann des Coronavirus
Die erneute Verkaufspanik angesichts weiter steigender Corona-Infektionen und eines kollabierenden Rohölpreises konnte auch trotz der überraschend positiven Daten zum Wachstum der deutschen Industrieproduktion im Januar – plus drei Prozent im Vergleich zum Vormonat – nicht aufgehalten werden, so heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Immer stärker rückten nun auch die USA in den Blickpunkt, denn die dortige Fracking-Industrie brauche höhere Notierungen, um kostendeckend zu produzieren. Die Befürchtung ist, dass bei anhaltend niedrigen Rohölpreisen im ölproduzierenden Sektor die Kreditausfälle oder Unternehmenspleiten zunehmen. Zu dem Corona-bedingten globalen Angebots- und Nachfrageschock komme somit für Erdöl-produzierende Staaten eine weitere Belastung durch die Uneinigkeit zwischen der OPEC und Russland und den dadurch massiv gefallenen Ölpreisen hinzu. Damit stiegen die Erwartungen an die Notenbanken, unterstützend einzugreifen. Nach der aktuellen „Not-Zinssenkung“ der Fed um 50 Basispunkte steht in dieser Woche die Europäische Zentralbank (EZB) im Fokus. Viele Marktteilnehmer erwarteten eine weitere Absenkung des mit derzeit minus 0,5 Prozent jährlich ohnehin schon negativen Einlagenzinssatzes für Banken. In einer Phase mit konjunkturell bedingt zu erwartenden steigenden Kreditausfällen würde dieser die Ertragslage der Banken jedoch weiter belasten und dürfte der Konjunktur kaum helfen. Es bleibe zu bezweifeln, dass dies die Kapitalmärkte beruhigen würde.
Quelle: Markteinschätzung „Mumm kompakt“ von Donner & Reuschel
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen, das seit 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna gehört, beschäftigt rund 580 Mitarbeiter.