Fidelity-Marktkommentar: Corona-Krise erinnert mehr an 1918 als an 2008

Die aktuelle Krise an den Kapitalmärkten wird oft mit der Situation im Jahr 2008 vergleichen, die vielen Anlegern noch präsent ist. Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege von Fidelity International, ist überzeugt, dass nicht zwölf, sondern 102 Jahre zurückgeblickt werden sollte, um Anhaltspunkte für die kommenden Monate abzuleiten. Im Epizentrum stehe aktuell die Tourismus- und nicht die Bankenbranche.

Der Ausbruch des Corona-Virus sei wie die Grippepandemie von 1918/19 eine ereignisbezogene Krise. Damals dauerte die Rezession sieben Monate, obwohl der zweiten Infektionswelle im Herbst 1918 mehr Menschen zum Opfer fielen als der ersten. Während der Pandemie in den vom Ersten Weltkrieg geprägten Jahren 1918/19 wurde ein Drittel der Weltbevölkerung infiziert; fünf Prozent starben. Die Finanzkrise 2008 war hingegen eine Bilanzrezession, die durch den Zusammenbruch des Immobiliensektors und den Vertrauensverlust in den Finanzsektor ausgelöst wurde. Eine Preisklemme bei Immobilien, deren Wert sich derzeit auf rund elf Billionen US-Dollar summiert, könnte durchaus wie 1929 und 2008/2009 einen Konjunkturabschwung nach sich ziehen.

Auch wenn sich die Zahl der Neuinfizierten in China seit Anfang März verlangsamt, sei noch unklar, wie schnell das Virus global eingedämmt werden kann. Dennoch ließen Vergleiche mit früheren ereignisbezogenen Krisen Rückschlüsse auf die Folgen für einzelne Branchen zu:

Wie zunächst in China und anschließend weltweit wurde die Reise- und Tourismusbranche schnell und heftig getroffen. Da der Sektor 10,4 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung beisteuert und auf ihn weltweit zehn Prozent aller Beschäftigten entfallen, werde der Dominoeffekt erheblich sein. Laut World Travel and Tourism Council benötige die Branche im Durchschnitt 19,4 Monate, um sich von Epidemien zu erholen. Fluggesellschaften, Kreuzfahrtanbieter, Hotels, Restaurants und ihre Zulieferer würden in den kommenden Monaten unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Lage in diesen Industriezweigen wird sich wohl erst Sommer 2021 wieder normalisieren.

Auch den stationären Einzelhandel trifft die Krise hart. Er werde gegenüber dem Internethandel weiter an Boden verlieren. Mit dem schwindenden Vertrauen der Konsumenten und der angespannten Lage an den Kreditmärkten sei zu befürchten, dass etliche Einzelhändler die Krise nicht überstehen werden, so Roemheld.

Auch Bankaktien werden aktuell weit unter ihrem Buchwert gehandelt, so dass ihre Dividendenrenditen deutlich über US-Staatsrenditen liegen, so Roemheld. Wie in der Finanzkrise haben Investoren Bankaktien reflexartig abgestoßen. Europäische und amerikanische Banken sind heute jedoch deutlich besser mit Kapital ausgestattet und widerstandsfähiger als im Jahr 2008. Derzeit entfalle vor allem in den USA der Großteil des Kreditrisikos nicht auf Banken, sondern auf Private-Equity- und Risikokapitalgesellschaften, Hedgefonds und Versicherer. Sie werden aus Sicht von Roemheld die größten Verluste erleiden. Banken dürften die Krise dagegen ähnlich gut überstehen wie das Platzen der Dotcom-Blase 2001/02.

Da die Konjunktur in China langsam wieder anspringt und die Lager vielfach leer sind, dürften sich Industrieunternehmen in den nächsten sechs Monaten schneller erholen als die Konsumgüterbranche. Zudem bieten mehr als 75 Prozent aller Industrietitel, und damit so viele wie noch nie, Dividendenrenditen, die über den Renditen von US-Staatsanleihen liegen, so Roemheld. (DFPA/JF1)

Quelle: Marktkommentar Fidelity

Fidelity International bietet Investment- und Altersvorsorgelösungen an. Das unabhängige Unternehmen in Privatbesitz verwaltet 284,9 Milliarden Euro (Assets under Management) für Anleger in Europa, Asien, Australien und Südamerika. In Deutschland ist Fidelity International seit 1992 tätig, beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und betreut ein Kundenvermögen von 41,9 Milliarden Euro.

www.fidelity.com

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