„Helikopter-Geld“ gerät ins Visier der Notenbanken
Niedrige oder gar negative Zinsen sowie die monetäre Lockerung durch Anleihekäufe haben ihre Wirkung verloren. Schlimmer noch: diese Notenbank-Instrumente bedrohen mittlerweile eher die Wirtschaft, anstatt sie anzukurbeln, meint Lukas Daalder, Chief Investment Officer der Fondsgesellschaft Robeco Investment Solutions. Daher rechnet der Experte damit, dass die Notenbanken kreativer werden.
Eine Option könnte die Ausweitung der Notenbankkäufe auf Real Estate Investment Trusts (REITs) oder Aktien sein, wie es die Bank of Japan schon vorgemacht hat. „Zwar hat dies den Vorteil, dass Zinsen und Renditen nicht betroffen sind, aber es ist dennoch eine ineffiziente Methode, um die Wirtschaft anzukurbeln“, meint Daalder. Ein direkterer Weg wäre die unmittelbare Finanzierung öffentlicher Ausgaben oder die Auflegung und Finanzierung eines Infrastruktur-Fonds. Der direkteste Weg von allen wäre aber das Verteilen von Geld an die Bürger, bekannt als Quantitative Easing fürs Volk – oder als „Helikopter-Geld“. Bei einer solch drastischen Maßnahme wird das Geld bildlich aus dem Helikopter auf die Straßen gestreut. Tatsächlich würde es auf Millionen privater Bankkonten fließen. Die Aktion würde direkt die staatlichen Ausgaben stimulieren und hätte den zusätzlichen Effekt, die dringend benötigte Inflation anzufachen oder zumindest eine drohende Deflation abzuwehren.
„Sicherlich haben alle diese Optionen Risiken und (rechtliche) Grenzen und galten bislang als zu radikal. Dennoch, wenn man sich entscheiden muss zwischen einerseits dem Risiko eines Vertrauensverlusts in die Zentralbanken und das Finanzsystem insgesamt, oder ob man andererseits den nächsten Schritt zum Helikopter-Geld macht, wird man wahrscheinlich die zweite Option wählen. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, meint der Robeco-Experte.
Quelle: Pressemitteilung Robeco
Der Investmentmanager Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix Corporation. Das 1929 gegründete Unternehmen beschäftigt über 1.200 Mitarbeiter in Europa, den USA, dem Nahen Osten und Asien sowie eine wachsende Präsenz in wichtigen Schwellenländern wie Indien und in Lateinamerika und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 268,1 Milliarden Euro. (Stand: 31. Dezember 2015) (JF1)