Investitionsschwäche im Gesundheitswesen

Das deutsche Gesundheitswesen ist seit etwa 2009 durch eine Investitionsschwäche charakterisiert. Ein Grund dafür liegt in den gesunkenen öffentlichen Zuschüssen für die Branche. Diese Entwicklung birgt Risiken, denn nur eine regelmäßige Erneuerung medizinischer Geräte und Anlagen dürfte die hohe Behandlungsqualität in Deutschland dauerhaft sichern. Niedrigere Investitionen im Gebäudebereich würden dagegen vor allem bedeuten, die aktuell bestehenden Überkapazitäten bei Krankenhäusern zu reduzieren, so ein Marktkommentar von Deutsche Bank Research, verantwortlich für die volkswirtschaftliche Analyse der Deutschen Bank Gruppe.

Innerhalb des Bereichs öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit ist das Gesundheitswesen durch eine zweigeteilte Entwicklung charakterisiert: Während in den Jahren 2000 bis 2008 die Bruttoanlageinvestitionen stets deutlich höher waren als die Abschreibungen, ist diese Differenz ab dem Rezessionsjahr 2009 spürbar geschrumpft. 2012 übertrafen die Abschreibungen sogar die Investitionen. In Summe hat das reale Nettoanlagevermögen von 2009 bis 2012 kaum mehr als stagniert, während es in den gesamten Dienstleistungsbranchen um 2,5 Prozent zunahm. Letztlich lebte das Gesundheitswesen in dieser Zeit also von der Substanz. In der längeren Frist ist im Gesundheitswesen das Nettoanlagevermögen im Bereich Ausrüstungen und sonstige Anlagen deutlich schneller gestiegen als das Nettoanlagevermögen im Bereich Gebäude (2000 bis 2012: plus 39 Prozent versus plus zehn Prozent). Von 2009 bis 2012 kam das Wachstum in beiden Anlagengruppen jedoch weitgehend zum Erliegen (2009 bis 2012: minus 0,7 Prozent und plus 0,4 Prozent). Grund hierfür dürfte laut Deutsche Bank Research die Abhängigkeit der Investitionen des Gesundheitssektors von staatlichen und insbesondere kommunalen Zuschüssen sein. Diese waren im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise gesunken.

Der medizintechnische Fortschritt sowie die Möglichkeiten, neue Behandlungsmethoden abrechnen zu können, dürften die wesentlichen Treiber für das zunächst schneller gewachsene Nettoanlagevermögen im Bereich Ausrüstungen und sonstige Anlagen gewesen sein. Da aber auch medizinische Geräte und ähnliche Ausrüstungen öffentlich bezuschusst werden, sind auch in diesem Segment die absoluten Bruttoanlageinvestitionen seit 2008 stark zurückgegangen (2012 gegenüber 2008: minus 18,1 Prozent). Weiterhin dürften regulatorische Untersicherheiten im Gesundheitswesen umfangreiche Investitionen in neue Anlagen gehemmt haben.

Die in den letzten Jahren niedrige Investitionstätigkeit berge Risiken für die künftige Entwicklung des Gesundheitswesens. Nur eine regelmäßige Erneuerung medizinischer Geräte und Anlagen dürfte die hohe Behandlungsqualität in Deutschland dauerhaft sichern. Viele öffentliche Betreiber von Gesundheitseinrichtungen können aufgrund ihrer angespannten finanziellen Situation keine ausreichend hohen Investitionen tätigen. Privat geführte Einrichtungen sind hinsichtlich der eigenen Finanzierungsmöglichkeiten hingegen häufig besser positioniert. Ein wichtiger Grund dürfte darin liegen, dass die durchschnittlichen Personal- und Sachkosten in privaten Krankenhäusern niedriger sind als in öffentlichen Einrichtungen. Die von der Politik angestrebte schnellere Kapazitätsreduktion bei Krankenhäusern könnte für eine Verbesserung der finanziellen Situation bei den verbleibenden Einrichtungen sorgen. Weitere Effizienzmaßnahmen, beispielsweise kommunal übergreifende Einkaufskooperationen der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, würden ebenfalls die Spielräume für Investitionen erhöhen. Aktuelle Umfragen zeigen allerdings, dass nur rund 30 Prozent der öffentlichen Krankenhäuser ohne staatliche Bezuschussung als investitionsfähig gelten. Regional dürfte es daher aus wirtschaftlichen Gründen zu weiteren Krankenhausschließungen kommen; schon zwischen 2000 und 2012 sank die Zahl der Krankenhäuser um rund 250 (minus elf Prozent).

Derzeit befinden sich die Gesundheitseinrichtungen in Deutschland noch in einem vergleichsweise guten Zustand. Da das Gesundheitswesen in Deutschland – nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung – insgesamt ein Wachstumsmarkt bleibe und steigende Fallzahlen programmiert seien, muss die Investitionstätigkeit in der Branche wieder dauerhaft anziehen, um die gewohnten und gewünschten Qualitätsstandards halten zu können.

Quelle: Deutsche Bank AG

Deutsche Bank Research ist verantwortlich für die volkswirtschaftliche Analyse in der Deutsche Bank Gruppe und berät die Bank, ihre Kunden und Stakeholder. (mb1)

www.dbresearch.de

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