Mehr Private-Equity-Deals im zweiten Halbjahr 2020
Der deutsche Private-Equity-Markt hat den Corona-Schock überwunden: Nachdem die Zahl der Deals im ersten Halbjahr noch deutlich zurückgegangen war, investierten Finanzinvestoren im zweiten Halbjahr wieder häufiger: Sie tätigten 127 Deals und damit 33 mehr als im ersten Halbjahr. Auf das Gesamtjahr gesehen ging das Volumen im Vergleich zu 2019 aber von 225 Deals auf 221 Deals zurück. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young).
Der Marktanalyse zufolge übertraf der Dealwert mit 34,6 Milliarden Euro sogar den Wert des Vorjahres in Höhe von 32,2 Milliarden Euro. Das lag allerdings vor allem am ersten Halbjahr, in das mit dem Verkauf der Aufzugssparte von thyssenkrupp für 17,2 Milliarden Euro der bislang größte Buyout überhaupt in Deutschland fiel. Das zweite Halbjahr blieb mit einem Wert von 10,4 Milliarden Euro sowohl hinter der ersten Jahreshälfte als auch hinter dem Vorjahreszeitraum zurück.
Zwar kamen in der zweiten Jahreshälfte immerhin drei „Megadeals“ im Wert von mehr als einer Milliarde Euro zustande – allerdings reichten die Verkaufswerte nicht annähernd an den thyssenkrupp-Verkauf heran. Der Kauf der Siemens-Tochter Flender durch Carlyle brachte 2,0 Milliarden Euro ein, die Käufe des Pharmaunternehmens Neuraxpharm durch Permira sowie des Gebäudedienstleisters Apleona durch PAI Partners jeweils 1,6 Milliarden Euro.
Wolfgang Taudte, Partner bei EY: „Wir sehen wieder deutlich mehr Aktivität im Markt. Die Private-Equity-Häuser können die Auswirkungen der Pandemie auf ihr Portfolio inzwischen besser einschätzen und gegebenenfalls gegensteuern. Es gibt nach wie vor viel Anlagekapital im Markt, weshalb die Finanzinvestoren wieder vermehrt Transaktionen in Angriff nehmen.“ Taudte rechnet nicht damit, dass der neue Lockdown in Deutschland den Private Equity-Markt wesentlich beeinflussen wird: „Alle Marktteilnehmer haben gelernt, mit der Situation umzugehen.“
Viel zurückhaltender als Private-Equity-Häuser zeigten sich 2020 strategische Investoren: Sie tätigten im Gesamtjahr nur 425 Deals – das waren 25 Prozent weniger als im Vorjahr und entspricht dem niedrigsten Wert seit 2010. Der Dealwert 2020 fiel mit 34,7 Milliarden Euro um 16 Prozent niedriger als der Vorjahreswert aus. „Unternehmen mussten sich 2020 angesichts der Pandemie zunächst mal darauf konzentrieren, das eigene Haus aufzuräumen und die Finanzen in Ordnung zu halten“, betont Taudte. „Viele befanden sich selbst auf der Verkäuferseite, weil sie Unternehmensteile, die nicht zum Portfolio passen, abstoßen wollten. Für strategische Investitionen blieb da relativ wenig Raum.“
Entsprechend fanden Private-Equity-Häuser auf Seiten der strategischen Investoren auch weniger Abnehmer: Es kamen nur 46 sogenannte Exits – also Verkäufe von Finanzinvestoren an strategische Investoren – zustande. Im Vorjahr waren wurden 53 Deals durchgeführt. Allerdings stieg der Wert der Exits um 100 Prozent von 3,2 Milliarden Euro auf 6,3 Milliarden Euro. (DFPA/jpw1)
Quelle: Pressemitteilung EY
EY (Ernst & Young) ist ein globales Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung. Die Gruppe mit Hauptsitz in London beschäftigt über 284.000 Mitarbeiter in mehr als 150 Ländern.