"Mumm kompakt": Chinas Wachstumsperspektiven
Wenn am 22. Mai 2020 der – wegen Corona verschobene – Nationale Volkskongress in Peking beginnt, steht unter anderem die Festlegung der Wachstumsziele für die chinesische Volkswirtschaft im Fokus. Ohnehin war davon auszugehen, dass das für 2019 vorgegebene Wachstumsziel von 6,0 bis 6,5 Prozent für 2020 reduziert werden sollte. Darin spiegelt sich der langfristige volkswirtschaftlich erwartete Trend einer nachlassenden Wachstumsdynamik angesichts eines stetig steigenden Wohlstandsniveaus und damit steigender Löhne wider, so heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
China könne nicht länger die „billige Werkbank“ der Welt für die Produktion einfacher Massengüter sein, sondern entwickele sich zu einem Hochtechnologiestandort. Doch auch die Corona-Pandemie werde sich auf die Wachstumsperspektiven Chinas auswirken. Zwar habe sich die chinesische Industrieproduktion nach einem Einbruch um 13,5 Prozent im Februar fast wieder auf das Vorkrisenniveau erholt und konnte im April im Vorjahresvergleich um 3,9 Prozent zulegen. Allerdings sei davon auszugehen, dass nach der Wiederaufnahme der Produktion zunächst die im Januar und Februar nicht erledigten Aufträge abgearbeitet wurden. Angesichts der weitgehenden Shutdown-Maßnahmen in Europa und den USA, wichtigen Abnehmer-Regionen für chinesische Exporte, dürften Anschlussaufträge laut Mumm geringer ausfallen. Zudem seien andere, insbesondere von der Binnennachfrage abhängige Wirtschaftsbereiche, wie Dienstleistungen und der Reiseverkehr, noch weit von Vorkrisenniveaus entfernt. Langfristig dürften außerdem die Bemühungen internationaler Unternehmen zunehmen, ihre Zulieferer regional zu diversifizieren, was zu Lasten chinesischer Produzenten gehen könnte. Zuletzt könnte die beginnende heiße Phase des US-Wahlkampfes zu einem Aufleben des Handelskonfliktes sorgen. Beide Kandidaten hätten das Thema zumindest ganz oben auf ihre Agenda aufgenommen. (DFPA/mb1)
Quelle: Donner & Reuschel „Mumm kompakt“
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen, das seit 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna gehört, beschäftigt rund 580 Mitarbeiter.