Report: Private-Equity-Rekordlauf hält trotz abkühlender Konjunktur an
Handelskonflikte und rückläufiges Wirtschaftswachstum können das Geschäft der globalen Private-Equity-(PE-)Branche vorerst nicht bremsen. Im Gegenteil: Die Branche erlebte zuletzt die besten sechs Jahre ihrer Geschichte. Von 2014 bis 2019 flossen insgesamt rund 3,2 Billionen US-Dollar in Buy-out-Transaktionen, davon allein 551 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. In ihrem elften „Global Private Equity Report“ beleuchtet die Unternehmensberatung Bain & Company die Hintergründe des Rekordlaufs und stellt dar, was die besten Fonds auszeichnet.
Der Rekordlauf manifestiere sich auch in hohen Mittelzuflüssen. 2019 hat die PE-Branche mit 894 Milliarden US-Dollar den zweithöchsten Betrag der vergangenen 16 Jahren eingeworben. Auch die Summe des nicht-investierten Kapitals erreichte bis Ende 2019 mit 2,5 Billionen US-Dollar einen Rekordwert. Das sei mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. „Die PE-Branche kann auf ein weiteres sehr gutes Jahr zurückblicken“, sagt Bain-Partner Rolf-Magnus Weddigen, der die PE-Praxisgruppe im deutschsprachigen Raum leitet. „Doch für diesen Erfolg musste sie schwer arbeiten. Der Anlagedruck ist enorm, der Wettbewerb hart – und die Bewertungen sind höher denn je.“
Vor diesem Hintergrund erkläre sich 2019 auch der Rückgang des Buy-out-Transaktionsvolumens um rund zehn Prozent auf 551 Milliarden US-Dollar. Angesichts der starken Konkurrenz, die bei klassischen Zielobjekten herrscht, werde die Übernahme börsennotierter Unternehmen für PE-Fonds zunehmend attraktiver. Im vergangenen Jahr waren acht der zehn größten Buy-out-Transaktionen Public-to-Private-Deals. Ihr Volumen belief sich auf 204 Milliarden US-Dollar.
Die hohen Bewertungen und der harte Wettbewerb haben für die PE-Branche laut Bain & Company allerdings auch eine positive Seite: Bestehende Beteiligungen ließen sich zu attraktiven Konditionen veräußern. 2019 summierte sich der Wert aller Exits auf 405 Milliarden US-Dollar. Lag die durchschnittliche Haltedauer von Portfoliounternehmen 2014 noch bei sechs Jahren, waren es zuletzt nur noch 4,3 Jahre. Attraktive Exits ermöglichten hohe Ausschüttungen an die Limited Partners. Seit nunmehr neun Jahren übersteigen die Ausschüttungen der Buy-out-Fonds die Einzahlungen.
Beim Fundraising fließe immer mehr Geld in immer weniger Fonds. 2019 meldeten 238 Buy-out-Fonds ihr Closing, zwei Jahre zuvor waren es noch 388 gewesen. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Fondsgröße um rund zwei Drittel auf 444 Millionen US-Dollar. Bain-Partner und Branchenkenner Alexander Schmitz stellt fest: „Investoren setzen immer stärker auf Buy-out-Fonds mit einer starken Leistungsbilanz und einer fokussierten Strategie.“
Nach Überzeugung von Weddigen sind derartig fokussierte PE-Gesellschaften in Zukunft klar im Vorteil. Zudem gelte es, die Themen Umwelt, Soziales und Ethik (Environmental, Social and Governance; ESG) verstärkt zu berücksichtigen: „Jeder Fonds braucht klare ESG-Richtlinien. Impact Investing könnte die Spielregeln im PE-Geschäft in den kommenden Jahren grundlegend verändern“, so Weddigen. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Bain & Company
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge in 58 Büros in 37 Ländern rund 8.000 Mitarbeiter, davon 900 im deutschsprachigen Raum.