RICS: Gedrückte Stimmung in der Immobilienbranche
Die Ergebnisse des RICS Global Commercial Property Monitor (GCPM) für das zweite Quartal 2020 spiegeln die makroökonomischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die Folgen für den Immobiliensektor wider. Wenig überraschend bewegen sich die wichtigsten Stimmungsindikatoren deutlich im negativen Bereich. Insgesamt liegen die Ergebnisse jedoch immer noch über den Tiefstwerten, die nach der weltweiten Finanzkrise verzeichnet wurden.
Der globale RICS-Stimmungsindikator, der das Feedback von Mietern und Investoren abbildet, beruht auf dem gewichteten Durchschnitt der Rückmeldungen aus den erfassten Ländern und ist in den vergangenen drei Monaten von minus 28 auf minus 37 gefallen. Auf regionaler Ebene zeigt sich in Europa eine deutliche Verschlechterung des Stimmungsindikators gegenüber dem ersten Quartal von minus 14 auf minus 36. Dieser Einbruch folgt auf einen Zeitraum mit relativ stabilen Ergebnissen in Europa.
In Deutschland ist der Mietmarktindex „Occupier Sentiment Index (OSI)” im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr von minus 17 auf minus 36 Punkte gefallen. Dabei handelt es sich um das niedrigste Ergebnis seit dem Jahr 2009. Ein Anteil von 88 Prozent der Befragten verzeichnete im zweiten Quartal einen Nachfragerückgang bei Einzelhandelsflächen, das bisher schlechteste Quartalsergebnis. Auch die Büronachfrage verzeichnete einen deutlichen Rückgang, hier vermeldeten 55 Prozent der Teilnehmer eine negative Entwicklung. Die Nachfrage nach Industrieflächen ist jedoch beständiger. In diesem Segment sehen die Befragten kaum Veränderungen.
Die Mietpreisprognose für das kommende Jahr ist stark abhängig vom jeweiligen Sektor. So sinken die Mieten für Einzelhandelsflächen, Hotels, Büros in B-Lagen, Studentenunterkünfte und Mehrfamilienhäuser mehr oder weniger deutlich. Gleichzeitig erwarten die Befragten einen Mietanstieg bei erstklassigen Industrieflächen und auch für Datenzentren wird eine leicht positive Mietentwicklung prognostiziert.
Der Investmentmarktindex „Investment Sentiment Index (ISI)” ist im zweiten Quartal 2020 von minus vier auf minus 19 abgerutscht. Die Investitionsnachfrage fiel in allen untersuchten Sektoren, wobei der Rückgang bei Industrieflächen im Vergleich zu den Büro- und Einzelhandelssegmenten moderater ausfiel. Hinsichtlich der Kapitalwertentwicklung in den kommenden zwölf Monaten verzeichnen lediglich erstklassige Industrieobjekte und Datenzentren positive Prognosen. In den meisten Segmenten wird mit einem Preisrückgang gerechnet – im Einzelhandelssegment und für Hotels fallen die Prognosen besonders negativ aus.
Die Befragten sind mehrheitlich der Ansicht, dass sich der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland aktuell in einer Abschwungphase befindet und lediglich vier Prozent halten die Talsohle für durchschritten. Damit sehen erstmals über 50 Prozent der Befragten den deutschen Zyklus im Downturn.
Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland: „Der Downturn ist in Deutschland angekommen, auch wenn die deutschen Zahlen noch die Besten unter den Schlechten sind. Der Markt wird weiterhin als teuer eingeschätzt, die Nachfrage vermindert sich und neue Anforderungen werden gestellt. Die Unsicherheit beim Bedarf und der Qualität zukünftiger Büroflächen weicht der Erkenntnis eines geringeren Flächenbedarfs. Die Auswirkungen werden wir noch deutlich spüren, wenn Mietverträge sukzessive auslaufen. Ein neuer Zyklus hat begonnen. Jetzt gilt es Geschäftsmodelle, Anlagestrategien, Nachhaltigkeit und Wirkung von Investitionen zu überdenken. Welchen Einfluss will die Branche nehmen? Zeit zum Handeln!“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung RICS
The Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) wurde 1868 in Großbritannien gegründet und erhielt 1881 die königliche Charta. Heute ist sie eine weltweit tätige Berufsorganisation, die 130.000 Immobilienexperten rund um den Globus repräsentiert. Sitz von RICS Deutschland ist Frankfurt am Main.