Risiken am Rentenmarkt wird zu wenig Beachtung geschenkt
Mit einem Plus von 4,14 Prozent hat der Euro-Rentenmarkt das erste Halbjahr 2014 positiv abgeschlossen. Franck Dixmier, Chefanlagestratege Europäische Anleihen bei Allianz Global Investors, führt die Performance auf das anhaltend schwache makroökonomische Umfeld und die äußerst geringe Inflation in der Eurozone zurück. Es sei aber sehr unwahrscheinlich, dass das zweite Halbjahr eine ähnlich positive Wertentwicklung zeigen wird. Vielmehr mahnt Dixmier wegen der niedrigen Volatilität an den Märkten und den historisch niedrigen Ausfallraten zu Wachsamkeit.
Vor Journalisten in Paris betonte Dixmier, dass das Umfeld für Anleihen aus fundamentaler Sicht günstig bliebe. Dennoch sei davon auszugehen, dass die Wertentwicklung am Euro-Rentenmarkt in den kommenden sechs Monaten schwächer ausfallen werde. „Bei den aktuellen Bewertungsniveaus muss man sich fragen, inwieweit Investoren Risiken ausblenden. Ein Zeichen dafür ist die extrem niedrige Volatilität in allen Anlageklassen. Die daraus resultierende Lethargie an den Rentenmärkten hat dafür gesorgt, dass Nachrichten, die sonst zu deutlichen Kursausschlägen geführt hätten, an den Märkten abperlten“, meint Dixmier und nennt Frankreich als Beispiel. Obwohl sich der „Haut Conseil des Finances Publiques” (Hoher Rat für öffentliche Finanzen) Ende Mai kritisch zur Entwicklung des Haushaltsdefizits und den zu optimistischen Wachstumsprognosen der Regierung geäußert hatte, hat sich das Land noch nie so günstig refinanziert.
Vorsicht sei auch bei Unternehmensanleihen ratsam. Der anhaltende Aufschwung bei Unternehmensanleihen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Unternehmen hohe Verschuldungsquoten aufweisen und sich die Ausgestaltung einiger Anleihen zu Ungunsten der Anleger entwickelt hat. Zwar haben sich die operativen Ergebnisse europäischer Unternehmen erwartungsgemäß entwickelt, ihre Bilanzen sind solide und ihre Finanzierungsstrategien im Allgemeinen vorsichtig. Jedoch stellt die wachsende Aktivität bei Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüssen ein potenzielles Bonitätsrisiko dar. Die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen stellt insbesondere für schwache Emittenten zwar kurzfristig eine fundamentale Absicherung dar, eine Normalisierung des Zinsniveaus dürfte jedoch die Zahl der Insolvenzen in die Höhe schnellen und die Verwertungsrate unter den historischen Durchschnitt fallen lassen.
Dixmier zieht folgendes Fazit: „Der Analyse der spezifischen Risiken im Rentenmarkt wird im aktuellen Umfeld zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Zwar macht es keinen Sinn gegen den Strom anzuschwimmen, aber wir sind außerordentlich wachsam in Bezug auf die spezifischen Risiken im europäischen Rentenmarkt, die – soviel ist sicher – früher oder später zutage treten werden.“
Quelle: Pressemitteilung Allianz Global Investors
Allianz Global Investors (AllianzGI) ist eine Vermögensverwaltung des Versicherungskonzerns Allianz. Das 1998 gegründete Unternehmen mit Sitz in München beschäftigt rund 2.800 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 358 Milliarden Euro für Privatanleger, Family Offices und institutionelle Investoren (Stand: 31. März 2014). Es bildet zusammen mit seiner Schwestergesellschaft Pimco den weltweit zweitgrößten Assetmanager Allianz Asset Management. (TH1)
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