Scope: Infrastrukturinvestments bieten Chancen für mittelgroße Versicherer
Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA und die EU-Kommission planen, die Rahmenbedingungen für Investments von Assekuranzen in Infrastrukturprojekte wesentlich zu verbessern. „Es gibt substantielle Neuerungen, von denen vor allem kleine und mittelgroße Versicherer profitieren dürften“, sagt Aaron Konrad, Analyst für Alternative Investmentfonds bei Scope Ratings.
Kern der neuen Regelung: Ursprünglich sollten Assekuranzen verpflichtet werden, bis zu 59 Prozent ihrer Investments in Infrastrukturprojekte mit Eigenkapital zu unterlegen. Nun hat die EIOPA der EU-Kommission empfohlen, diese Quote auf 30 bis 39 Prozent zu reduzieren, was vor allem kleinen und mittelgroßen Versicherungen und Pensionskassen helfen würde. Denn die großen Versicherer betreiben laut Scope Ratings ohnehin eigene Risikomodelle zur Berechnung der Eigenkapitalunterlegung und müssen deshalb deutlich weniger Eigenmittel als andere Versicherer für Investments in diese Assetklasse vorhalten.
Die Nachfrage der Versicherer nach Infrastrukturinvestments stößt langfristig auf großen Bedarf: Laut EU-Kommission beträgt der Investitionsbedarf bis zum Jahr 2018 rund eine Billion Euro. Das europäische Parlament hat im Sommer reagiert und den so genannten Juncker-Fonds ins Leben gerufen. Die EU will mit diesem Förderprogramm Investitionen in Infrastrukturprojekte mit einem Volumen von 315 Milliarden Euro anschieben. „Der Kapitalbedarf dieser Projekte geht aber weit über die bereitgestellten Fördergelder hinaus. Die öffentlichen Haushalte können ein solches Investitionsvolumen nicht alleine stemmen. Daher werden sich für mittelständische Versicherer Chancen ergeben, sich an solchen Investments zu beteiligen“, so Konrad.
Auch wenn der Investitionsbedarf langfristig immens ist: Derzeit ist die Nachfrage nach Infrastrukturinvestments deutlich höher als das Angebot. Unter institutionellen Investoren sind vor allem Versicherer und Pensionskassen auf der Suche nach renditestarken Anlagen, die regelmäßige Erträge abwerfen. Schließlich müssen sie regelmäßig Renten und Zinsen auszahlen und brauchen entsprechend stabile und langfristige Cash Flows und Renditen oberhalb der gering verzinsten Staats- und bonitätsstarken Unternehmensanleihen.
Genau das bieten Infrastrukturinvestments: Die erzielbaren Renditen sind deutlich höher als bei Staatsanleihen. Die Erträge aus Gebühren und Nutzungsentgelten einigermaßen stabil. Das Verlustrisiko ist zumindest bei Projekten mit staatlicher Beteiligung in der Regel gering. „Das Spektrum an Risiko-Rendite-Profilen für einzelne Investments ist jedoch breit gefächert“, sagt Scope-Analyst Konrad. Klassische Infrastrukturinvestments wie Mautstraßen und Spitäler, bei denen auch die öffentliche Hand beteiligt ist, werfen häufig weniger Rendite ab als rein privat finanzierte Windparks, bei denen auch Risiko und Ertragsschwankungen entsprechend größer sind.
Ein weiterer Vorteil der für kleine Assekuranzen noch recht neuen Anlageklasse: „Infrastrukturinvestments korrelieren nur gering mit Aktien- und Anleihemärkten und eignen sich daher gut zum Diversifizieren“, sagt Konrad.
Quelle: Mitteilung Scope Ratings
Die 2002 gegründete Scope-Unternehmensgruppe ist eine bankenunabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin. Sie ist auf das Rating von Unternehmen, Anleihen, Fonds und Zertifikaten spezialisiert. Seit 2002 hat Scope mehr als 1.500 Geschlossene Fonds mit einem prospektierten Eigenkapitalvolumen von insgesamt mehr als 65 Milliarden Euro bewertet. (TH1)