VanEck Goldkommentar: Systemische Risiken beflügeln Gold
In seinem aktuellen Goldkommentar beobachtet Joe Foster, Portfoliomanager beim Asset Manager VanEck, dass sich sowohl institutionelle als auch private Anleger mit Gold einzudecken scheinen, um es in unsicheren Zeiten als Wertanlage oder zur Absicherung zu halten. Entsprechend erreichte der Goldpreis am 14. April 2020 mit 1.747 US-Dollar je Unze ein neues Siebenjahreshoch und konsolidierte die Gewinne dann auf dem Niveau von 1.700 US-Dollar. Zwar kämpften die meisten Branchen aktuell mit Problemen, doch „die Goldindustrie floriert ungeachtet von Covid-19-Protokollen und ruhenden Betrieben“, sagt Foster.
Bereits eine relativ geringe Verschiebung der globalen Vermögensallokationen habe die Kraft, die Goldmärkte zu beflügeln. Nach Ansicht von VanEck habe diese langfristige Umschichtung bereits begonnen, vor allem aufgrund der vier systemischen Risiken: Deflation, Verschuldung, Inflation und Vertrauensverlust.
- Die Covid-19-Pandemie ist ein monumentaler Deflationsschock, die Nachfrage ist nach nahezu allem sprichwörtlich über Nacht weggebrochen. Sollte es sich hierbei nur um einen durchschnittlichen Abschwung handeln, dürfte die Talsohle erst im April 2021 erreicht werden. Allerdings gibt es Foster zufolge unzählige Faktoren, die dafürsprechen, dass die Rezession aufgrund des deflationären Drucks länger dauern wird als im historischen Mittel.
- Eine übermäßige Verschuldung kann in einer Deflation von einem Problem zu einer Krise auswachsen. Gemeinsam mit dem bereits bestehenden Schuldenberg tendiert die Staatsverschuldung der USA nun in Richtung von mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts – der Staat wird möglicherweise nie in der Lage sein, das geschuldete Geld zurückzuzahlen. Aus Furcht vor einem ruinösen Anstieg der Kosten für den Schuldendienst wird die Fed die Zinsen möglicherweise nie wieder anheben können.
- Die Zentralbanken haben sich bereits jahrelang erfolglos bemüht, einen Anstieg der Löhne und Preise herbeizuführen. Ihre Geldpolitik blähte stattdessen nur die Preise von Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen und Immobilien auf. Sollte die Wirtschaft dennoch irgendwann auf den gewohnten Wachstumspfad zurückkehren, könnte die Gleichgültigkeit gegenüber der Inflation zusammen mit den massiven Fördermaßnahmen im Zuge der Pandemie zu einer hohen Lohn- und Preisinflation sowie zu Vermögensblasen führen.
- Mit unbegrenzter quantitativer Lockerung in den USA, Rettungsprogrammen für alle Bereiche des Schuldenmarktes und Haushaltsdefiziten in noch höheren Billionenbereichen ist die Finanz- und Geldpolitik nicht mehr nur unkonventionell – mittlerweile ist sie sogar gefährlich geworden. Die Fed könnte kurz davorstehen, Geld direkt an das Finanzministerium auszugeben, damit es die Ausgaben und den Schuldendienst finanzieren kann. Ähnlich wie beim Ende des Bretton-Woods-Systems in den 1970er Jahren könnten dadurch Anleger und das Ausland das Vertrauen in den US-Dollar verlieren. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar VanEck
VanEck ist ein im Jahr 1955 gegründeter Asset Manager mit Hauptsitz in New York City. Aktien und passive Investment-Portfolios in den Bereichen Rohstoffe, Schwellenmärkte, Edelmetalle, Renten sowie weiteren alternativen Anlageklassen gehören zum Dienstleistungsangebot.