Fed legt Zinspause ein
Kommentar von Tiffany Wilding (PIMCO) im Anschluss an die Fed-Sitzung am 31. Oktober und 1. November 2023. Ihrer Einschätzung nach wird die US-Notenbank die robusten Wirtschaftsdaten der letzten Monate gegen weitere Straffungen der finanziellen Bedingungen abwägen:
Was ist passiert? Die US-Notenbank hat gestern eine weitere Zinspause eingelegt. Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, widersetzte sich einer Einwirkung auf die Preisbildung an den Märkten und somit einer weiteren Anhebung der Leitzinsen, die viele Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) auf ihrer FOMC-Sitzung im September prognostiziert hatten. Stattdessen betonte Powell, dass ein weiterhin überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum Voraussetzung für weitere Zinserhöhungen sei. Außerdem könnte das aktuell stark erhöhte Momentum des Wirtschaftswachstums eine Folge der postpandemischen Normalisierung der Einwanderung sowie einer allgemeinen Verbesserung der Erwerbsbeteiligung sein.
Was bedeutet das? Mit dem Verzicht auf eine energischere Einwirkung auf die Märkte bekräftigte Powell die derzeitige Markteinschätzung, wonach die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember bei nur etwa 20 Prozent liegt. Es ist nun von den zwischenzeitlichen Daten abhängig, ob die Fed bis zur nächsten Sitzung von ihrem geplanten Kurs abgebracht werden kann.
Wie geht es weiter? Während das Wachstum im dritten Quartal 2023 mit fünf Prozent unglaublich stark war, vermuten wir für das vierte Quartal 2023 eine deutliche Verlangsamung des Wachstums, was den gestrigen Äußerungen Powells zufolge nicht für eine weitere Straffung ausreichen wird. Stattdessen wird der FOMC die konjunkturelle Entwicklung abwarten und beobachten, wie sich die Wirtschaft Anfang des nächsten Jahres angesichts der jüngsten Verschärfung der finanziellen Bedingungen und der höheren Laufzeitprämien entwickelt. Vereinfacht ausgedrückt wägt die Zentralbank die robusten Wirtschaftsdaten der letzten Monate gegen weitere Straffungen der finanziellen Bedingungen ab. Ausgehend von der FOMC-Sitzung im November scheinen die strengeren finanziellen Bedingungen für die Fed-Vertreter vorerst der gewichtigere Aspekt zu sein.
Tiffany Wilding ist Nordamerika-Ökonomin und Managing Director bei der Pacific Investment Management Company (PIMCO). Die 1971 gegründete Investmentgesellschaft mit Sitz in Newport Beach (Kalifornien, USA) ist seit dem Jahr 2000 eine Tochtergesellschaft des Allianz Konzerns. Sie verwaltet ein Vermögen in Höhe von 1,74 Billionen US-Dollar (Stand: 30. September 2023).