Analyse: Bau-Aufwind treibt Kreditgeschäft auf Rekordniveau
Der anhaltende Immobilienaufwind in Deutschland treibt das Geschäft mit Baufinanzierungen voran. Es wuchs im vergangenen Jahr so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Kreditvolumen stieg auf 1,3 Billionen Euro – ein Plus von 5,7 Prozent gegenüber 2018 und damit das höchste Wachstum seit Beginn der Statistik im Jahr 2003. Das zeigt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Demnach haben sich die Zinserträge in der größten Kreditkategorie in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Sie erreichten 2019 rund 13 Milliarden Euro. Das macht 15 Prozent der gesamten Zinserträge der deutschen Banken aus. Diese relativ niedrige Quote verdeutliche jedoch die niedrigen Margen im Baufinanzierungs-Geschäft und das hohe Aufkommen an Zinserträgen zum Beispiel durch Fristentransformation in Deutschland. Der Anteil der Baufinanzierungen am gesamten Kreditbestand in Deutschland lag 2019 bei 42,4 Prozent.
Das Neugeschäft überstieg der PwC-Analyse zufolge zum ersten Mal überhaupt die Marke von 250 Milliarden Euro. Es wuchs um neun Prozent auf 263 Milliarden Euro. „Baufinanzierungen stärken ihre Position als zentrales Produkt auf der Privatkundenseite und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung der Zinserträge. Banken müssen nun aber stärker darüber nachdenken, wie sie diese Position beim Kunden jenseits des eigentlichen Produkts monetarisieren. Neben intelligentem Cross-Selling können Ökosysteme und Plattformen hier ein Weg sein“, sagt Tomas Rederer, Partner bei PwC.
Der Aufwind wirke sich auch positiv auf die Kreditmargen der Banken aus. Diese erholten sich 2019 nach zwei Jahren sinkender Marge wieder deutlich und lagen bei 1,08 Prozentpunkten. Damit konnten Banken ein Plus von 0,14 Prozentpunkten gegenüber 2018 durchsetzen. „Die steigenden Margen sind wahrscheinlich die Folge gestiegenen Risikobewusstseins aber auch schlicht des expandierenden Marktes. Die Zinssätze sind zudem so niedrig, dass die Preissensitivität der Kunden immer mehr zurückgeht. Trotzdem reichen die Margen oft nicht zu einer positiven Netto-Profitabilität, da Prozesskosten noch immer zu hoch sind. Und das ist noch vor einem zu erwartenden Anstieg der realen Risiken“, sagt Rederer.
Beim Wettbewerb der Kreditinstitute auf dem Boom-Markt sind die Genossenschaftsbanken und Bausparkassen laut Analyse derzeit die Gewinner. Der Anteil der Genossenschaftsbanken am gesamten Kreditvolumen stieg auf 25 Prozent – ein Plus von zwei Prozentpunkten gegenüber 2014. Die Bausparkassen kamen auf 13 Prozent, nach zwölf Prozent 2014. Den größten Anteil am Markt halten aber nach wie vor die Sparkassen vor den privaten Geschäftsbanken. Ihr Anteil liegt bei 31 beziehungsweise 27 Prozent. Insgesamt kam es bei den Marktanteilen in den vergangenen fünf Jahren laut PwC nur zu geringen Verschiebungen. Entsprechend konnten alle Bankengruppen von der boomenden Baufinanzierung profitieren. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung PwC
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